Jon Rahm – Der Masters-Sieger, dem es jeder gönnt

Jon Rahm mit breitem Lächeln im Gesicht

Jon Rahm ist nicht nur nach Meinung der 123golfsport der konstanteste Golfer, der sich in den vergangenen drei Jahren in der Top Ten der Welt getummelt hat. Mit seinem Sieg beim Masters in Augusta 2023 hat „Rahmbo“ seiner ohnehin schon beeindruckenden Karriere eine vorläufige Krone aufgesetzt. Im Golf ist er auf jeden Fall jetzt schon der erfolgreichste Spanier seit Seve Ballesteros. Für ihn spricht zudem seine sympathisch-bescheidene Art.

Wie bei jedem Masters war auch in diesem Jahr der Medienrummel groß. Und wie immer waren die Themen, die rund um das Wochenende den Blätterwald dominierten, vielfältig angesichts des großen Teilnehmerfeldes. Klar, die wichtigste Frage lautet: Wer gewinnt das Turnier?

Doch darüber hinaus liefert die illustre Golfwelt jede Menge Themen, über die man schreiben kann. Es gibt immer ein paar „übliche Verdächtige“, die besonders häufig in den Schlagzeilen genannt werden. Wie würde Tiger Woods sich präsentieren? Was würde passieren, wenn er auf seinen alten, zur LIV abgewanderten, Rivalen Phil Mickelson trifft? Und überhaupt: Würde es Streit geben zwischen den Golfern, die zum Konkurrenten aus Saudi-Arabien abgewandert sind und den treuen Spielern der „alten“ Golf-Welt? Nicht zuletzt hatte Brooks Koepka wenige Tage zuvor „LIV-Geschichte“ geschrieben. Der viermalige Major-Sieger, der allerdings vor seinem Abgang erst von Verletzungspech, dann von Formtief geplagt war, wurde zum ersten Golfer, der zwei Events der jungen Golf-Tour gewinnen konnte.

Aber was würde das schon für das Masters bedeuten? In Augusta ticken die Uhren bekanntlich anders. Es ist wie beim Superbowl oder bei Olympia: Hier gilt es, die absolute Topform punktgenau abzurufen. Manche Spieler verzichten extra in den Vorwochen auf Turniere, richten ihren Trainingsplan und ihre gesamte Vorbereitung eigens auf Augusta aus. 

Kein böses Wort über die LIV-Golfer

Ein Spieler, der jedenfalls von alledem unbeeindruckt schien, war in diesem Jahr Jon Rahm. Der Spanier war eigentlich niemals für Exzentrik neben dem Golfplatz bekannt. Er hält sich zurück, wirkt bescheiden und konzentriert sich auf das wesentliche: Einfach gutes Golf spielen. Zur gesamten LIV-Arie hat er sich ebenfalls bislang zurückgehalten. Auf die Frage, ob beispielsweise der Umgang mit seinem alten Weggefährten und Konkurrenten Dustin Johnson irgendetwas merkwürdig gewesen sei, entgegnete Rahm im Vorfeld des Masters: „Ich hatte ganz vergessen, dass irgendetwas anders ist als früher. Bis ich auf DJs Schuhe geguckt habe“.

Hintergrund: Johnson war eigentlich immer dafür bekannt gewesen, halsabwärts komplett in Adidas gekleidet zu sein. Wegen der rigiden Auflagen, die die LIV in den Kontrakten ihrer Spieler verankert hat, musste die ehemalige Nummer 1 der Welt nun allerdings auf alternatives Schuhwerk ausweichen – den Sponsoren der LIV sei Dank. 

Golfer Jon Rahm und seine Ehefrau präsentieren die Trophäe des Masters

Das Turnier in Augusta nahm dann einen komplett friedlichen Verlauf. Auch wenn sich einige LIV-Vertreter wie Patrick Reed, Phil Mickelson oder Abraham Ancer den Spaß erlaubten, in ihren Team-Jerseys aufzulaufen, die sie bei den Events ihres neuen Arbeitgebers immer tragen müssen. Tiger Woods schaffte den Cut mit 74 Schlägen an Tag 1 und 73 Schlägen an Tag 2. Der Mann der schon so viele Bestmarken im Golf für sich verzeichnet, konnte jedoch keinen weiteren Rekord aufstellen. Heftige Knieschmerzen verhinderten dass er 2023 sein sechstes Masters gewinnt. Damit hätte er zu dem Rekord von Jack Nicklaus aufgeschlossen. 

Auf den Spuren von Ballesteros

Stattdessen waren es ausgerechnet zwei LIV-Golfer, die Jon Rahm seinen ersten Sieg beim Masters am ehesten streitig machten. Brooks Koepka und Phil Mickelson – der sich schon vor 20 Jahren mit Woods hochklassige Duelle lieferte – zeigten, dass sie das Golfspiel mitnichten verlernt haben. Koepka ging sogar als Führender in den Finaltag. An Tag 2 hatte er nur 67 Schläge gebraucht und damit zwei weniger als Rahm. Am Tag 1 hatten beide nur 65 Schläge gebraucht, an Tag 3 hingegen 73. Doch ist es Rahm, der schon seit Monaten eine einzigartige Ruhe am Ball hat. Mit seiner 69 zog er am Finaltag am schwächelnden Koepka (75) vorbei und auch Mickelson, der mit seiner besten Runde (65) gewaltig aufhorchen ließ, könnte den Spanier nicht mehr einholen. Die beiden LIV-Profis teilen sich letztendlich mit vier Schlägen Rückstand auf Rahm den zweiten Platz. 

Viele Golffreunde dachten im Vorfeld, dass vielleicht der letztjährige TOUR Championship Sieger Rory McIlroy sein erstes Masters gewinnt. Doch der Nordire scheiterte am Cut. Jon Rahm strahlt eine einzigartige Souveränität aus – auf dem Platz wie auch daneben. Diese ist es, warum ihm wohl fast jeder den Sieg in Augusta gönnt. Nach der US Open 2021 war dies sein zweiter Major-Sieg. Rahm wandelt damit auf den Spuren seines Landsmanns Seve Ballesteros, der insgesamt fünf Major-Siege vorweisen kann und allein in Augusta zweimal gewinnen konnte. Doch „Rahmbo“ hat ja noch Zeit.

Fotos: AFP

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