Der älteste Golfclub der Welt – ist es wirklich St. Andrews?

Eine Steinbrücke in St Andrews

Fast jede Golferin und jeder Golfer wird schon einmal etwas über den „Old Course“ von St. Andrews gehört oder ein Foto der 18. Bahn mit der berühmten „Swilcan Bridge“ und dem Blick auf das herrschaftliche Clubhaus aus dem 19. Jahrhundert gesehen haben. Golfgeschichte und -geschichten wurden in den Dünen der an der Ostküste Schottlands gelegenen Universitätsstadt geschrieben. Für viele liegt hier die Geburtsstätte des modernen Golfsports – „The Home of Golf“. Doch entspricht das der Realität?

Zunächst einmal gilt es, eine Unterscheidung zu treffen: Genau genommen wird mit „St. Andrews“ nur die Stadt selbst bezeichnet. Daneben gibt es die „St. Andrews links“, ein Sammelbegriff für alle dortigen Golfanlagen. In und um die Stadt herum existieren inzwischen sieben verschiedene Golfplätze. Der berühmteste ist der sagenumwobene „Old Course“, auf dem jährlich bis zu 40.000 Golfrunden gespielt werden. 1754 wurde hier die „Society of St. Andrews Golfers“ gegründet, die nach Übernahme der Schirmherrschaft durch den englischen König William IV. im Jahr 1834 in „Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews“ umbenannt wurde.

„Old Course“ in St. Andrews als Prototyp eines Links-Platzes

Golf wird in St. Andrews bereits seit über 450 Jahren gespielt. Die erste urkundliche Erwähnung des Golfsports in den dortigen „Links“ stammt aus dem Jahr 1552 und sichert die freie Nutzung des Landes für das Golfspiel zu. Unter „Links“ wird das Gelände zwischen Dünen und Weiden bzw. Ackerflächen verstanden, das in der Regel für Landwirtschaft unbrauchbar ist. Heute steht der Begriff allgemein für Küsten-Golfplätze, die sich durch eine leicht wellige Topographie, kargen Grasbewuchs und tiefe Topfbunker auszeichnen. Als Prototyp eines Links-Platzes gilt der „Old Course“ in St. Andrews aus dem Jahr 1754.

Aber nicht nur in St. Andrews wurden bereits früh kleine Bälle mittels Schläger über Küstengebiete geschlagen. Auch im circa 100 Kilometer südlich gelegenen Edinburgh war Golfen bereits früh verbreitet. Hier reklamieren zwei Clubs frühere Gründungsdaten als der „Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews“ für sich.

Foto: lightpoet / Adobe Stock

Wer ist der „Captain of Golf“?

„The Honourable Company of Edinburgh Golfers“ veranstaltete im Jahr 1744 das erste bekannte Golfturnier der Welt. Gespielt wurde um einen silbernen Golfschläger der Stadt Edinburgh nach 13 Regeln, die die Teilnehmer im Vorfeld selbst festgelegt hatten. Dies gilt gleichzeitig als Gründungsakt des dortigen Golfclubs. Mitspielen konnten Gentlemen des ganzen Landes, allerdings kamen hauptsächlich nur lokale (Sport-)Größen.

Der Arzt John Rattray, ein Meister des Bogenschießens, ging in die Golfhistorie als erster urkundlich bezeugter Sieger eines Golfwettspiels ein und trug fortan den Titel „Captain of Golf“. Die damals neu festgelegten Statuten haben sich in Abwandlungen bis heute erhalten und dürfen als Urformen des heutigen Regelwerks gelten.

Noch knapp zehn Jahre älter scheint die „Royal Burgess Golfing Society of Edinburgh“ zu sein. Einer Erwähnung in einem Jahrbuch der Stadt Edinburgh aus dem Jahr 1834 zufolge, wurde dieser Golfclub bereits im Jahr 1735 gegründet. Leider liegen hierzu keine belegbaren Urkunden vor. Einzelheiten der Clubgeschichte sind erst aus den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts bekannt, in denen Religionskonflikte den Club spalteten. Aufgrund nachlassender Mitgliederzahlen kam es 1773 gar zu einer Neugründung des Clubs.

Auch wenn das Gründungsdatum des „Royal Burgess“ letztlich nicht auf das Jahr genau nachgewiesen werden kann so gehören dennoch die „Links“ um Edinburgh, ebenso wie der „Old Course“ in St. Andrews, zu den Gründungsstätten des modernen Golfsports in Europa.

Foto: Matt / Adobe Stock

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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