Krieg hinter den Kulissen: Über die zunehmende Macht des Geldes im Profigolf

Golfball liegt auf Geld

Seit dieser Saison läuft die ehemalige European Tour unter einem anderen Namen. Dank eines neuen Sponsors soll die DP World Tour konkurrenzfähiger werden. Die Rechnung haben die Verantwortlichen allerdings ohne das saudi-arabische Unternehmen LIV Golf Investments gemacht, das eine neue Turnierserie auf der Asian Tour und hohe Preisgelder plant – ein Ziel, das bei zahlreichen Spielern für Unbehagen sorgt.

Ein Minimum von 47 Events in 27 unterschiedlichen Ländern – damit wirbt die DP World Tour, die in dieser Saison ihr Debüt feiert. Das Unternehmen DP World aus Dubai ist der neue Sponsor und Namensgeber der ehemaligen European Tour. Die Joburg Open im vergangenen November stellte das erste Turnier eines prachtvollen Turnierkalenders dar.

DP World half der European Tour aus der Krise

Mit neuen Veranstaltungen in mehr Ländern als zuvor wollen die Tour und das Unternehmen die globale Expansion vorantreiben und die europäischen Spieler damit locken. Viele von ihnen zeigten sich nach Bekanntgabe der neuen Ära begeistert von den neuen Chancen, die sie zukünftig erwarten. Mehr Co-sanktionierte Events mit der PGA Tour, eine erweiterte Rolex-Serie und damit auch mehr und höhere Preisgelder warten auf die Profis. Für zehn Jahre tritt DP World nun als Sponsor der Tour ein. 

Dass hinter dem großen Deal jede Menge Geld und sicherlich auch etwas Verzweiflung steckt, dürfte bekannt sein. Die European Tour musste aufgrund der Pandemie einige finanzielle Rückschläge einstecken und konnte sich durch die Kooperation und den auf 70 Millionen Euro geschätzten Deal mit dem Unternehmen aus Dubai vor dem Abgrund retten. Diese Summe ermöglicht es der Tour, den Spielern bei jedem Turnier einen Mindestgewinn von 2 Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen.

Konkurrenz durch neue Turnierserie mit 200 Millionen US-Dollar Preisgeld

Durch die Zusammenarbeit der European Tour und DP World wird zwar die Kooperation mit der PGA Tour und der südafrikanischen Sunshine Tour gestärkt, diejenige mit der Asian Tour wird es allerdings nicht mehr geben. Zum Kalender der ehemaligen European Tour zählten Co-sanktionierte Turniere mit der Asian Tour, bei denen das Teilnehmerfeld zu gleichen Maßen aus Spielern der beiden Kontinente zusammengesetzt war.

Auf der Asian Tour hat nun allerdings Greg Norman das Sagen. Seit Oktober 2021 fungiert der ehemalige Weltranglistenerste als CEO des Unternehmens LIV Golf Investments. Das Mitglied der World Golf Hall of Fame plant zehn Turniere mit einem Preisgeld von insgesamt 200 Millionen US-Dollar zu veranstalten. Mit dieser Summe stellt das Unternehmen aus Saudi-Arabien jegliche Bemühungen und Turniere der DP World Tour in den Schatten und tritt als starke Konkurrenz auf.

Finanzierung durch den Public Investement Fond Saudi Arabiens

Diese zehn hochdotierten Events sind vorerst jährlich für einen Zeitraum von zehn Jahre geplant und sollen ab 2022 in den Turnierkalender aufgenommen werden. „LIV Golf Insvestments hat sich eine große Kapitalzusage gesichert, die dazu verwendet wird, neue Möglichkeiten im weltweiten Profigolf zu schaffen“, kommentiert Norman seine Intention, den professionellen Golfsport nach der Pandemie zu stabilisieren.

Damit gemeint ist offenbar der Public Investment Fond Saudi Arabiens, durch den LIV Golf Investments finanziert wird. Begeistert von dem Vertrag zeigt sich auch der CEO der Asian Tour Cho Minn Thant:

„Dies ist die größte Entwicklung in der Geschichte der Asian Tour und ein wichtiges Ziel für den professionellen Golfsport. Diese Gelegenheit wird uns beispiellose neue Spielmöglichkeiten sichern, neue Spielerwege eröffnen, uns erlauben, mit anderen Sportarten kommerziell zu konkurrieren und unsere soziale Agenda verbessern.“

McIlroy verärgert über Normans Pläne

Bei einigen Spielern der DP World Tour stößt Normans Plan sauer auf. Rory McIlroy, der zu den Top-Profis der europäischen Tour zählt, distanzierte sich bereits öffentlich von der neuen Turnierserie. „Ich bin sehr stark dagegen und kann nicht verstehen, wie jemand die Pläne befürworten kann“, drückt der Nordire sein Ärgernis über die Konkurrenz der bestehenden internationalen Touren aus.

Auch die DP World Tour zeigt sich von dem Saudi-arabischen Unternehmen und Normans Eingreifen in den internationalen Profigolfsport verärgert. „Worüber vielmehr gesprochen werden sollte, ist, wie positiv sich unsere Zusammenarbeit mit der PGA Tour entwickelt und welche Auswirkungen dies im Jahr 2023 und darüber hinaus haben wird. Wir haben uns gemeinsam gegen die Saudis verbündet“, gibt Paul McGinley preis, der in der Vergangenheit als Ryder Cup-Kapitän und nun als Mitglied des DP World Tour-Vorstands fungiert.

Titelbild: VRD / Adobe Stock

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