Buchvorstellung #1 „Amerikaner schießen nicht auf Golfer“

Buchcover von dem Buch "Amerikaner schießen nicht auf Golfer", an den Seiten eine grüne Wiese

In unserer Reihe „Golf-Literatur“ stellen wir Bücher von und für Golfer*innen vor, die sich auf unterschiedliche Art und Weise dem Spiel mit dem weißen Ball nähern. Wir beginnen mit einem Band voller Golf-Kurzgeschichten von Christine Grän: „Amerikaner schießen nicht auf Golfer. 18 Storys“, der 2022 neu als Klappbroschur-Ausgabe im Verlag „ars-vivendi“ erschienen ist.

Die belletristische Auseinandersetzung mit Golf ist fast so alt wie der moderne Sport selbst. Schon früh wurden jenseits von Regelwerken und Schwunganalysen Geschichten erfunden, die sich vordergründig oder auch hintergründig mit Golf beschäftigten. Einer der bekanntesten Romane ist „Der Mord auf dem Golfplatz“, der 1924 von Agatha Christie veröffentlicht wurde, und in dem Hercule Poirot die Morde an zwei Leichen auf einer Golfanlage in Frankreich aufzuklären hat.

Ganz so drastisch wird es bei Grän nicht, doch finden sich unter den Protagonisten der Geschichten durchaus auch solche, die sich mit Mordgedanken tragen. Ziele sind wahlweise Mitspieler, Mütter oder Ehefrauen. Das Genre ist der Autorin nicht fremd, ist sie doch einer größeren Leserschaft unter anderem durch ihre Reihe um Inspektor Glück sowie ihre Anna-Marx-Krimis bekannt. Grän, so der Klappentext, spielt Handicap 24 und reist gerne in Länder mit Golfplätzen.

Auf 18 Golfplätzen um die ganze Welt

Als eine globale Golfreise ist auch das vorliegende Buch angelegt. Die 18 Kurzgeschichten spielen auf 18 verschiedenen Golfplätzen über den Globus verteilt. Man erhält den Eindruck, dass die Autorin viele der real existierenden Orte selbst bereist hat und daher über hilfreiche Platzkenntnisse verfügt.

So z.B. zum 13. Loch auf dem „Lost City Golf Course“ in Südafrika, wo es zwar heißt: „Beware of Crocodiles“, die Gefahr im Buch allerdings von ganz woanders her droht. Ebenso wie auf dem „Eisgolfplatz“ bei Uummannaq im ewigen Grönlandeis, auf dem die „World Ice Golf Championships“ als Extremsport mit roten Bällen ausgetragen werden. Oder wer weiß schon, warum das 15. Grün des „Royal Golf Clubs Marrakesch“, den Namen der französischen Schauspielerin „Brigitte Bardot“ trägt?

Grän liefert neben tiefen Einblicken in das Seelenleben von Auftragskillern, Waffenhändlern, Schönheitschirurgen oder politischen Referentinnen auf einer Golfrunde auch Informationen zu Sitten und Gebräuchen der Golfclubs. Hierbei verwundert es nicht, dass sie ein Abbild der Gesellschaft quasi wie unter einem Brennglas gebündelt darstellt. Dabei spielen Themen wie Liebe, Sex, Freundschaft, Geld und Streben nach dem perfekten Spiel ebenso eine Rolle wie Selbstbewusstsein, Selbstzweifel, Schein und Sein sowie der tägliche Kampf gegen den größten Gegner überhaupt: sich selbst.

Foto: Angelika Bederhle

Sternstunden des Golfsports werden nebenbei vermittelt

Die einzelnen Geschichten kommen leicht und abwechslungsreich daher, Schmunzeln inklusive. Zudem werden ganz nebenbei Sternstunden des Golfsports vermittelt, wie das legendäre „Hole in One“ von Andrew Magee im TPC Scottsdale im Jahr 2001. Besonders Freunde des gepflegten Wortwitzes werden auf ihre Kosten kommen. Quasi jedes Kapitel hält Aussagen parat, die auch mal in geselliger Runde als Golfweisheiten zum Besten gegeben werden können.

Allerdings, Sätze wie: „Der Golfplatz ist der Salon, in dem sie (Männer) ihre Duelle austragen.“ oder „Frauenfreundschaften haben ein Verfallsdatum“ sowie „Golf ist ein Spiel der Gentlemen. Von Frauen war nie die Rede“ würden einem männlichen Autor vermutlich um die Ohren fliegen. Grän spielt jedoch mit diesen Aussagen und weiteren derben Formulierungen, um das Klischeehafte ihrer Hauptdarsteller*innen zu überhöhen. Manchmal wünscht man(n) sich jedoch auch eine Geschichte über „Ottonormalgolfer“ bzw. -golferin, um eben nicht die immer gleichen Vorurteile bedient zu wissen.        

Dennoch ist das Buch von Christine Grän vor allem für diejenigen interessant, die ihre Trainingsfibel einmal zur Seite legen, um zwischen zwei Golfrunden humorvolle und gut recherchierte Geschichten über ihre Lieblingsbeschäftigung zu lesen. Denjenigen, die sich mit diesem Buch erstmals der Thematik nähern, hat die Autorin am Ende ein Glossar mit den wichtigsten Golfbegriffen gewidmet.

So lernen die Golfnoviz*innen unter anderem gleich den bekanntesten und kürzesten Golfwitz kennen: „Ich kann’s“. Obwohl das Buch geeignet ist, in die Tiefen des Golfspiels einzuführen, wurde hier versäumt, zu erwähnen, dass dieses Bonmot inzwischen eine solch inflationäre Verbreitung erfahren hat, dass man es besser nicht mehr wiederholen sollte. Aber manche Erfahrungen müssen Golfneulinge ja auch noch selbst machen!

Grän, Christine: „Amerikaner schießen nicht auf Golfer“
ars vivendi verlag
238 Seiten
ISBN 978-3-86913-413-0

Fotos: ars vivendi Verlag

Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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