Jack Nicklaus: Vom ungeliebten Jungen aus Ohio zum „Golden Bear“

Jack Nicklaus sitzt in seinem Büro

Jack Nicklaus ist eine lebende Golflegende und einer der erfolgreichsten Golfer aller Zeiten. Zwischen den 1960’er und 1980’er Jahren dominierte der Mann aus Ohio die Golfszene wie kaum ein anderer vor und nach ihm. Trotzdem musste er um die Anerkennung und Unterstützung der Fans kämpfen. Grund genug einmal auf diese außerordentliche Karriere zu schauen.

Frühe Erfolge

Jack William Nicklaus wurde am 21. Januar 1940 in Columbus geboren. Sein Vater, ein Apotheker, nahm den jungen Jack häufig mit auf den Golfplatz. Der dortige Pro, Jack Grout, wurde zu einem frühen Förderer des blonden Jungen. Bereits mit 16 Jahren gewann Nicklaus die Golfmeisterschaften in seinem Bundesstaat. Mit 18 Jahren teete er als Amateur erstmals bei einem Major auf und wurde bei den U.S. Open 41. der Gesamtwertung. Nur zwei Jahre später kam es zu dem ersten Show Down zwischen ihm und seinem zukünftigen Dauerrivalen Arnold Palmer: Bei den US Open im Cherry Hills Country Club in Colorado belegte Nicklaus als Amateur den zweiten Rang. Ihn trennten nur zwei Schläge zu dem damaligen Publikumsliebling Palmer, der auf der Schlussrunde sieben Schläge aufholen musste um seinen einzigen Open-Titel zu gewinnen.

The Big Three

1962 drehte sich das Blatt: Bei den U.S. Open im Oakmont Country Club in Pennsylvania schlug der Golfer aus Columbus seinen älteren Rivalen im Stechen. Trotz ständiger Schmährufe des Palmer-Anhangs, gelang es Nicklaus, die Ruhe zu bewahren. Vor allem auf den Grüns spielte er sein Können aus und gewann schließlich mit drei Schlägen weniger als Palmer. Zu dieser Zeit gingen Playoffs der PGA Turniere noch über die volle Distanz von 18 Löchern. Der zweite große Kontrahent der 60’er und 70’er Jahre war der Südafrikaner Gary Player. Arnie, Jack und Gary trafen in vielen Turnieren aufeinander und kämpften um die Titel. Obwohl sie Rivalen waren, hatten sie alle großen Respekt füreinander. Für ihre Erfolge und den Umgang miteinander verlieh ihnen die Golfgemeinde den Titel „The Big Three“. 

Jack Nicklaus in roter Robe neben seiner Ehefrau

Schmährufe der Fans

Trotz seiner frühen Erfolge konnte sich Nicklaus zu Anfang seiner Karriere nicht in die Herzen der Fans spielen. Er war nicht gerade das, was man einen athletischen Golfer nennen würde, obwohl das in den 70’er und 80’er Jahren auch noch nicht so im Fokus stand. Dennoch trugen seine dickliche Erscheinung, der GI-Stoppelhaarschnitt und seine hohen Stimme nicht unbedingt zu seiner Beliebtheit bei. Teile der Golffans betitelten ihn sogar despektierlich als „Ohio Fats“ oder „Fat Jack“. Verständlich, dass Nicklaus bis heute nicht gerne über die Anfänge seiner Zeit als Profigolfer spricht.

Konzentration und Präzision bestimmten sein Spiel

Doch was machte das Spiel von The Golden Bear so besonders? Jack Nicklaus war bekannt für seine außergewöhnliche Präzision und Konstanz auf dem Platz. Seine Fähigkeit, den Ball weit und gerade zu schlagen, war beeindruckend. Zudem war er ein Meister darin, schwierige Putts zu lochen und unter Druck ruhig zu bleiben. Zudem war er für seine strategische Herangehensweise an das Spiel bekannt, er analysierte den Platz und traf kluge Entscheidungen, um seine Stärken auszuspielen.

Erfolgreichster Major-Sieger aller Zeiten

All das führte dazu, dass er mit 18 Erfolgen bei Major Turnieren zwischen 1962 und 1986 der erfolgreichste Golfspieler aller Zeiten wurde. Er gewann dreimal die Open Championship, viermal die U.S. Open, fünfmal die PGA Championship und alleine sechsmal das Masters. Tiger Woods kommt bislang als zweiter in der Major-Wertung auf insgesamt 15 Siege. Nicklaus ist alleiniger Rekordhalter des Traditionsturniers in Augusta und geteilter Rekordsieger der U.S. Open und der PGA Championship.

Jack Nicklaus im gelben Pullover schlägt mit dem Driver

Beeindruckende Zahlen, zu denen noch drei Erfolge bei den Players Championship hinzukommen. Insgesamt gewann The Golden Bear 73 Turniere auf der PGA Tour. Darüber hinaus fuhr er einige Erfolge auf anderen Touren sowie Siege auf der Senior PGA Tour ein. Zudem wurde er für seine außergewöhnlichen Leistungen u.a. in die World Golf Hall of Fame aufgenommen (1974) und gewann den Bob Jones Award (1975) sowie den Old Tom Morris Award (2005). Darüber hinaus verlieh ihm Sports Illustrated 1978 den Titel Sportler des Jahres.

Masters Sieg mit 46 Jahren

Zu den sensationellen Erfolgen vom Golden Bear gehört sicherlich sein sechster Sieg beim Masters im Jahr 1986. Im reifen Alter von 46 Jahren konnte er auf der Schlussrunde seine ärgsten Konkurrenten Seve Ballesteros und Greg Norman mit einer 65’er Runde überflügeln. Dabei benötigte er auf den letzten 9 Löchern lediglich 30 Schläge! Endlich erfuhr er auch die uneingeschränkte Unterstützung der Zuschauer*innen, die ihm zujubelten. Auf dem 18. Grün des Augusta National überwältigten ihn und seinen Sohn Jackie, der als Caddie dabei war, die Emotionen.

Jack Nicklaus gratuliert Jon Rahm zum gewonnenen Turnier mit Faustschlag.
(Foto: Getty)

Bernhard Langer half dem Champion anschließend ins Grüne Jacket. Nach dem Sieg bekam Nicklaus, wie er später berichtete, tausende von Fanbriefen. Einer stammte von seinem alten Rivalen Arnold Palmer, der scherzhaft meinte: „Das war fantastisch! Gratulation. Glaubst du, dass auch ein 65-Jähriger noch mal eine Chance hat?“ Dieser letzte Sieg beim Masters war auch der letzte von Nicklaus auf der PGA Tour.

Eigenes Golfimperium

Nicklaus baute nach seiner aktiven Karriere sein millionenschweres Unternehmen „Golden Bear International“ auf. Hierzu gehören weltweite Golfplatzdesigns, Golfbekleidung, Schlägersätze, Schuhe sowie TV-Produktionen und Bücher. Sein bekanntestes Buch „Golf my way“ ist heute noch erhältlich. So wirkt der Ausnahmegolfer aus Ohio auch noch auf heutige Golfgenerationen nach.

Fotos (sofern nicht anders angegeben): AFP

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/ 

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