Golfplätze im Zeichen des Klimawandels

Ein Golfcart fährt auf einem ausgetrockneten Platz mit Sandbunkern

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den letzten Jahren immer spürbarer geworden. Auf Trockenheit und Hitze folgen Niederschläge und Starkregenereignisse. Das sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Golfclubs in Hinblick auf die Platzpflege stellen müssen. Wie wirken sich diese klimatischen Bedingungen auf die Spielflächen aus? Welche Strategien können helfen, diesen Folgen zu begegnen? Können Innovationen helfen? Diesen Fragen möchten wir im folgenden Beitrag auf den Grund gehen.

Die Sommer der Jahre 2018 bis 2020 sowie 2022 sind vielen von uns noch als extreme Hitze- und Trockenperioden im Gedächtnis. Der Deutsche Wetterdienst meldete im Juli 2019 im Rheinland und im Ruhrgebiet Temperaturen jenseits der 41 Grad. Demgegenüber standen lange Regenperioden und Extremwetterereignisse. Im abgelaufenen Jahr wurden laut Deutschem Wetterdienst wieder Rekorde gebrochen: So war 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnung im Jahr 1881. Außerdem war das Jahr mit durchschnittlich 903 Litern pro Quadratmeter viel zu nass. Als Folge wurden im Winter 2023/2024 deutschlandweit viele Golfplätze über Monate aufgrund von Feuchtigkeit gesperrt. Dazu kamen Starkregen, Tornados und Überschwemmungen, die u. a. auch Schäden auf Golfplätzen verursachten. Betreiber von Golfplätzen müssen auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren, um den Golfsport für Gäste und Mitglieder weiterhin attraktiv zu gestalten.

Doch welche Optionen gibt es? Welche Strategien können helfen? Welche Innovationen können genutzt werden?  Der Deutsche Golfverband (DGV) beschäftigt sich als Dachverband der Golfclubs schon länger mit diesem Thema. Einige der Ideen, die helfen könnten, Golfplätze resilienter gegen Umwelteinflüsse zu machen, sind bereits im Programm „Golf und Natur“ verankert. Zudem wurden Seminarreihen und Fortbildungen zum Thema Anpassung der Bewässerung initiiert.

Hohe Temperaturen und Trockenperioden

Die größten Auswirkungen auf die Vegetation der letzten Jahre haben die gestiegenen Temperaturen und die damit verbundene Trockenheit. Die in unseren Breitengraden überwiegend angepflanzten Rasensorten gehören der Gruppe der „cool season grasses“ an. Sie sind wenig hitzebeständig und sterben bei einer Bodentemperatur von etwa 50 Grad ab. Diese Temperaturen wurden in den warmen Sommern der letzten Jahre häufig erreicht.

Royal St Georges Golf Course bei Sonnenuntergang

Die Konsequenz waren braune Fairways und kahle Stellen. Um Gräser in diesen Dürrephasen zu unterstützen, müsste jeder Golfclub die Bahnen auch tagsüber wässern. Im Durchschnitt benötigt ein 18-Loch Golfplatz 44.000 m³ Wasser im Jahr. Je nach Bodenbeschaffenheit und Trockenheit können sogar bis zu 70 000 m³ vonnöten sein. Doch nicht jeder Golfplatz verfügt über eine komplette Beregnungsanlage, um auf Trockenperioden zu reagieren. Hier werden meist nur die Grüns und die Abschläge bewässert, was im Durchschnitt etwa 3% der Gesamtfläche ausmacht.

Anpassung der Bewässerung

Und Wasser ist knapp, gerade in trockenen Monaten. Daher sind Golfanlagen abhängig davon, wie viel Wasserentnahme die untere oder obere Wasserbehörde erlaubt. Je nach Grundwasserspiegel fallen die Genehmigungen für eine Bewässerung unterschiedlich aus. Hierbei gelten die relativen Mengen für Golfanlagen genauso wie für Sportstätten oder öffentliche Parks. Niedersachsen erhöhte 2023 die Preise für die Grundwassernutzung, was für manche Golfanlage mehrere tausend Euro an zusätzlichen Ausgaben bedeutete. In England wurde im letzten Jahr 2023 sogar ein Beregnungsverbot für Golfanlagen erlassen. In Frankreich füllten 2023 Umweltaktivisten aus Protest gegen den Wasserverbrauch von Golfanlagen die Löcher auf den Grüns mit Zement. Golfclubs gehen daher dazu über, möglichst viel Regenwasser zu speichern.

Dabei werden große Speicherteiche und Zisternen angelegt, die an regenreichen Tagen das Wasser auffangen. In Zeiten mit wenig Regen werden dann erst die eigenen Wasserreserven angezapft, bevor man auf das Grundwasser zurückgreift. Ressourcensparend, aber in der Anschaffung teuer, sind moderne Beregnungsanlagen, die individuell auf den tatsächlichen Bedarf eingestellt werden können. Sie unterstützen die Reduzierung des Wasserverbrauchs. Erste Erfolge wurden zudem mit der Beimengung von sog. Benetzungsmitteln zum Wasser erzielt. Diese Mittel verhindern die zu schnelle Aufnahme des Wassers in die Böden. Die Feuchtigkeit wird erst nach und nach freigegeben, wodurch eine längere Befeuchtung des Bodens gewährleistet wird.

Feuchtigkeit und Niederschläge

Bei zu viel Feuchtigkeit droht den Gräsern u. a. Pilzbefall. Auch Bäume können von Schädlingen befallen werden. Zudem finden sich unterhalb der Grasnarbe vermehrt Larven und Würmer, die das feucht-warme Klima mögen. Die Folge: Krähen hacken Fairways und Grüns auf, um an diese Leckerbissen zu gelangen. Um diese Gefährder des reibungslosen Spielvergnügens abzuhalten, setzen manche Clubs auf Greifvogelattrappen, die an Fiberglasstangen hängen und die hungrigen Vögel abschrecken sollen. Da diese „Bedrohung“ aber nur vereinzelt und ganz lokal wirken kann, ist das Problem damit nicht gelöst.

Golfer mit Schirm und Schirm über ihrem Trolley

Neue Grassorten

Eine weitere Strategie, den extremen klimatischen Bedingungen zu begegnen, besteht in der Züchtung von stressresistenteren Gräsern. Diese sollen bei Nässe unempfindlicher gegenüber Pilzbefall sein. Bei Trockenheit benötigen sie weniger Wasser als die üblichen Gräser in unseren Breiten und unterstützen damit die Wasserbilanz der Clubs positiv. Auch sollten neue Grassorten weniger Nährstoffe benötigen, um einer Überdüngung der Böden entgegenzuwirken.

Dies ist auch vor dem Hintergrund des Pestizidverbots in der Europäischen Union (EU) interessant. Für das Jahr 2024 wurde seitens der EU ein Komplettverbot chemischer Pflanzenschutzmittel erlassen. Eine Allianz des deutschen Sports sprach sich jedoch dagegen aus: Der Deutsche Golfverband und der Deutsche Fußballbund erklärten gemeinsam, dass eine Reduktion von Pestiziden anzustreben, aber nicht sofort umzusetzen sei. Beide Verbände kämpfen naturgemäß mit denselben Herausforderungen, ihre Spielstätten erhalten zu können. Beiden ist bewusst, dass eine Anpassung notwendig ist.

Golfclub im Taunus aus der Vogelperspektive

CO2 Ausstoß

Schließlich geht auch die gesellschaftliche Diskussion um den ökologischen Fußabdruck nicht am Golfsport vorbei. Besonders der CO₂-Ausstoß wird hier kritisch gesehen. Es existieren bereits erste Projekte des Bayerischen Golfverbandes und des Deutschen Golfverbandes, den CO₂-Verbrauch auf Golfanlagen zu messen. Bislang ist die Diskussion auf den großen Profiturnieren jedoch noch wenig präsent. Allerdings schafften es in diesem Jahr Umweltaktivisten in den Niederlanden, den Beginn des Schlusstags der KLM Open um einige Stunden zu verzögern.

Sie ketteten sich aus Protest gegen den CO₂-Ausstoß der Flugzeuge des Hauptsponsors an die Eingangstore und versperrten so Spielern wie Zuschauern den Gang auf die Anlage. Auch wenn dieser Protest eher gegen den Partner des Turniers als gegen die Veranstalter gerichtet war, zeigt die Aktion dennoch, dass Umweltthemen auch den Golfsport in allen seinen Ausprägungen erreicht haben. Es wird einer Reihe an neuen Ideen, Wegen und vor allem Mut bedürfen, damit der Golfsport auch in Zukunft im Einklang mit der Natur existieren kann.

Titelbild: Dan / Adobe Stock

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog

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