Golfmode und Accessoires aus Naturstoffen

Zwei Männer in gepunkteten Golf-Shirts

Ob Polo Shirt, Hose oder Jacke: Heute wird immer mehr Golfmode aus natürlichen Materialien hergestellt. Dabei stehen diese Produkte in puncto Bewegungsfreiheit und Tragekomfort dem Mainstream aus Polyester oft in nichts nach. Wir haben uns gefragt: Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit und welchen Produkte finden wir auf dem Golfplatz wieder?

Was ist Nachhaltigkeit?

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist aktuell in aller Munde. Man findet ihn in politischen Programmen, Werbetexten, Produktbeschreibungen oder auf Verpackungen. Dabei ist der Begriff positiv besetzt und fester Bestandteil einer PR-Strategie. Doch was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich? Ursprünglich stammt das Wort vom deutschen Verb „nachhalten“. Dieses wurde noch im 18. Jahrhundert in der Bedeutung „länger andauern“ oder „bleiben“ verwendet. Eine erste Erweiterung erhielt der Terminus durch Nutzung in der forstwirtschaftlichen Literatur. Nachhaltigkeit beschrieb das Prinzip, nicht mehr Bäume zu fällen, als nachwachsen können. Ein Bild, das bis heute zur einfachen Erklärung des Begriffs immer wieder herangezogen wird. Im 20. Jahrhundert wandelte sich der Terminus zum Synonym für verantwortungsvolle Ressourcenschonung. Diese fußt auf drei Säulen: Ökonomie, Ökologie, Soziologie: langfristiges, wirtschaftliches Handeln wird nur durch umweltschonende Produktionen bei fairen gesellschaftlichen Bedingungen möglich sein.       

Was sagt die Politik?

Eine der wichtigsten Grundlagen für nachhaltiges, gesellschaftspolitisches Handeln wurde 1983 in der sog. „Brundtland-Kommission“ der Vereinten Nationen gelegt. Hier wurden erste Regeln für eine umweltschonende, nachhaltige Entwicklungspolitik verfasst. Gute zehn Jahre später stellte die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung umweltpolitische, ökonomische und soziale Entwicklungen auf eine Stufe. Die Geburtsstunde des „Drei-Säulen-Modells“. In der „Agenda 2030″ legten die Vereinten Nationen 2015 ihre Zielsetzungen für eine nachhaltige Weiterentwicklung von Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern fest. Die 17 Punkte der „Agenda 2030″ bilden den Handlungsrahmen, in dem sich heute auch die Europäische Union bewegt. Neben Beschlüssen zur nachhaltigen Zusammenarbeit wurden konkrete Vorgaben für den EU-Binnenmarkt entwickelt. So trat am 18. Juli 2024 die „EU-Ökodesign-Verordnung“ in Kraft. Ihr Ziel ist ein Maßnahmepaket, das nachhaltige EU-Produkte zur Norm machen will. Dies soll sich positiv auf deren Haltbarkeit, Wiederverwertbarkeit, Energie- und Ressourcenschonung sowie den CO2-Fußabdruck auswirken. Nachdem erste Erfolge bei Produkten mit schlechter Energieeffizienz erzielt worden sind, soll die Produktpalette nun zeitnah ausgebaut werden.

Was macht nachhaltige Kleidung aus?

Eine dieser angesprochenen Produktgruppen ist der Kleidungssektor. Hier wendet sich die Europäische Kommission einerseits gegen den Gebrauch von zu viel Chemie im Produktionsprozess. Andererseits soll die Vernichtung von unverkaufter Kleidung verboten werden. Auch wenn es Übergangsregelungen für kleinere und mittlere Unternehmen gibt, müssen sich die Hersteller mittelfristig auf die Vorgaben des Gesetzgebers einstellen.

Menschen an einem Messestand mit bunten Golf-Shirts
(Foto: Frank Biller)

Aber Alternativen zur weltweit verbreiteten Produktion von Polos, Shorts, Jacken etc. aus Polyester gibt es bereits: Bei der BIO-Baumwolle werden kein genetisch verändertes Saatgut, keine Pestizide sowie kein synthetischer Dünger verwendet. Die Wassernutzung ist zudem eingeschränkt. Finanziell unterstützte Bauern verrichten einen Großteil der Wertschöpfungskette in Handarbeit. Dies schont die Umwelt und sichert eine höhere Langlebigkeit der Produkte. Ähnliche Voraussetzungen werden auch bei der Produktion von Bio-Leinen und Bio-Wolle erfüllt. Besonders nachhaltig ist die Kleidungsherstellung aus recyceltem Plastik. Hierbei wird aus 8kg PET-Flaschen ungefähr 1kg recyceltes Polyester-Garn gewonnen. Das größtenteils aus dem Meer gesammelte Altplastik wird mit wenig Energie in ein formstabiles, robustes und langlebiges Material umgewandelt. Ein großer Trend bleiben schließlich Materialien aus Holzstoffen: Lyocell, das u. a. aus Eukalyptusbäumen gewonnen wird, oder Tencel. Diese Materialien haben viele positive Eigenschaften, die mit modernen Polyesterfasern konkurrieren können: Sie bieten Bewegungsfreiheit, Tragekomfort, eine hohe Atmungsaktivität, Speicherung von Wärme und eine gute Passform.

Gibt es umweltschonende Golfbekleidung?

Umweltschonende Kleidungsproduktion hat auch im Golfsport Einzug gehalten. Golfer und Golferinnen können inzwischen aus einer Reihe von Kollektionen für den Golfplatz wählen. Ob Global Player in der Golfbekleidung wie J. Lindeberg oder Start-ups: Die Liste der Produzenten, die auf Nachhaltigkeit setzen, wächst ständig.

Ein junges Unternehmen ist Paxarino. Vor vier Jahren startete der heutige CEO des Unternehmens, Sebastian Reetze, zusammen mit einem Freund in einer Garage mit einer ersten Golfmode Kollektion. Ihre Idee: nachhaltige Golfkleidung aus Naturstoffen zu produzieren. Das Material ihrer Wahl war und ist Tencel. Diese Naturfaser wird in Österreich aus einheimischen Wäldern gewonnen und für die Kleidungsherstellung aufbereitet. Produziert wird in Portugal, in kleinen Familienbetrieben bei fairen Arbeitsbedingungen. Dies senkt den CO₂-Fußabdruck, erhöht die Haltbarkeit durch Handarbeit und verringert die Lieferzeit. Einen Großteil der eigenen Kollektion lässt auch das bayerische Start-up SANVT in Portugal produzieren. Die Münchener setzen auf BIO-Baumwolle. In ihrem Portfolio macht der Golfsport aber nur einen kleinen Teil aus. Vielmehr produzieren die Süddeutschen vor allem Mode, die auch neben den Fairways für Werktage tauglich ist. In England nutzt das Modeunternehmen Reflo recycelten Plastikmüll als Grundstoff für Polo Shirts und andere Golfkleidung. Im ersten Jahr ihres Bestehens wurden nach Unternehmensangaben über 140 000 PET-Flaschen recycelt. Dafür pflanzten die Engländer gut 16 000 Bäume vom Verkauf der Produkte.

Welche nachhaltigen Golfaccessoires gibt es?

Um die Vermeidung und Verringerung von Plastik geht es auch bei der Produktion von Golfaccessoires. Ein Ansatzpunkt von vielen ist die umweltschonende Produktion von Tees. Diese Starthilfen für den Abschlag werden immer noch in großen Mengen aus Kunststoff hergestellt. Golfer und Golferinnen bevorzugen die Plastikstifte wegen ihrer Langlebigkeit. Allerdings werden diese zur Umweltgefahr, wenn sie nach dem Schlag nicht mehr auffindbar sind und in der Natur liegen bleiben. Die Stifte gelten dann als Sondermüll und brauchen lange zur Verwitterung.

Einige nachhaltige Golf-Tees liegen im Gras
(Foto: Olaf Genth)

Einen Alternativweg geht u. a. die Firma Periplast aus Wuppertal, die als Spezialist für Spritzgussverfahren Tees aus 100 % abbaubarer Stärke herstellt. Diese Naturstifte zersetzen sich nach gut zwei Wochen vollständig, wenn sie mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Allerdings müssen sie speziell verpackt und trocken aufbewahrt werden, damit der Zersetzungsprozess nicht schon im Golfbag beginnt. Einen ähnlichen Weg geht die Firma „tomorrow golf“. Zusammen mit ihrem Partner GREENUP sammelt es Kaffeesatz in der Gastronomie und formt daraus haltbare Tees.

Wie man sieht, haben sich für einige umweltschädliche Produkte bereits Alternativen entwickelt. Weiteres Potenzial läge in der Herstellung von umweltschonenden Golfbällen sowie von Schlägern. Um dem Trend des geringeren Gewichtes und der Biegsamkeit weiter zu folgen, werden immer neue synthetische Materialien bei Schlägerkopf- und Schaftbau eingesetzt. Ob allerdings die Rückkehr zu Ledergolfbällen mit gestopftem Federinlay oder Schäften aus nordamerikanischem Hickory-Holz, wie zu Beginn des Golfsports genutzt, die Lösung ist, darf angezweifelt werden.

Titelbild: paxarino

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog.

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