Money or Legacy: Full Swing Episode 3 zeigt Poulters Gewissensbisse

Ian Poulter hält den Ball im Laufen in der Hand, Caddy im Hintergrund

In Epsiode 3 von „Full Swing“ spitzt sich die Diskussion um das Streit-Thema LIV Golf so richtig zu. Proband des Ganzen ist Ian Poulter. So lernen Golf-Fans und Neueinsteiger nebenbei auch einen echten Paradiesvogel des Sports kennen. Das Ergebnis ist wieder großes Kino.

„Die amerikanischen Golf-Fans verbinden wenig Gutes mit mir“, sagt Ian Poulter und lacht herzlich. Natürlich spricht er über seine Ryder-Cup-Heldentaten und von der Tatsache, dass er bei dem renommiertesten Team-Wettbewerb der Welt im Dienste der Kontinentaleuropäer niemals ein Einzel-Match verloren hat.

Im Anschluss erstmal eine wilde Fahrt durch die Karriere von „Poults“, wie ihn so manche Kollegen liebevoll nennen. Es präsentiert sich ein Typ, den man mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach gernhaben muss. Natürlich bekommen wir eine Menge knallbunter Hosen zu sehen. Aber auch einen Familienmenschen abseits des großen Rummels. Ein englischer „Lad“, mit dem man wohl gerne mal das eine oder andere Pint trinken würde.

Ian Poulter am Scheideweg

Doch die Story, die in der Episode „Geld oder Vermächtnis“ erzählt wird, verliert rasch ihre Heiterkeit: Poults bekommt die PS anno 2022 irgendwie nicht mehr so recht auf die Straße. Ihm macht es Spaß, seinen ältesten Sohn bei dessen golferischer Entwicklung zu unterstützen. Doch auch er selbst hält sich nachvollziehbarer Weise noch für fit genug, um mit den besten der Welt mitzuhalten.

Das Problem: Der letzte Turniersieg ist nun schon eine Weile her. Selbst mit den Cuts wird es zunehmend eng. Nach einem erneut verpassten Wochenende lädt der Golf-Star seine Rasselbande in den Privatjet, fliegt aus den USA zurück nach England und grübelt: Wieder die komplette Vorbereitung gemacht, Anreise und Unterkunft bezahlt aber am Ende nichts verdient. Eigentlich nur Geld verloren.

Ian Poulter hält den Schläger nach dem Abschlag hinter dem Rücken

Da wirkt es schon fast wie eine traurige Pointe, als Poulters Nachwuchs im Flieger lustige Putting-Wettbewerbe veranstaltet und erfolgreichen Schlägen jubelt, wo Vater doch kurz zuvor am kurzen Spiel gescheitert ist. Und man merkt: In Poulter arbeitet es.

Die aufgestaute Spannung entlädt sich bei den WGC Dell Technologies Matchplay. Poulter sieht in seiner – zugegeben stark besetzten – Gruppe kein Land. Das entscheidende Match verliert er klar gegen den deutlich jüngeren Matt Fitzpatrick. Die Reaktionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Shootingstar Fitzpatrick geradezu glüht und erzählt, dass er als kleiner Junge nie im Leben damit hätte, einmal Ian Poulter zu schlagen, schleudert letzterer Wutentbrannt seine Schläger durch die Umkleidekabine.

Die Stimmung spitzt sich zu

Es reicht einfach nicht mehr für ganz oben. Und dann kommt das Angebot der LIV. Wie schon in den vorangegangenen Episoden zu Spieth, Thomas und Koepka begleitet das Netflix-Team auch Poulter über eine längere Zeit. Der Mann kann aus seinem Herzen keine Mördergrube machen. Man merkt ihm zunehmend an, dass es ihm nicht wohl ist, je konkreter es mit der LIV wird. Denn natürlich nimmt er das Angebot an.

Unangenehme Befragungen während Pressekonferenzen stehen auf der Tagesordnung. Natürlich werden die großen Geschütze aufgefahren: Was ist mit den Menschenrechten? Schwierig zu beantworten für einen Golfer in Poulters Lage.

Episode 3 der bislang absolut sehenswerten Doku-Serie „Full Swing“ zeigt ein differenziertes Bild eines beeindruckenden Profis und seine sichtbare und authentische innere Zerrissenheit bei einer schweren Entscheidung in seiner Karriere.

8/10

Fotos: Getty Images

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