Die wilde 13: Gewinnt ein LIV-Spieler dieses Jahr das Masters?
Es wäre mehr als nur ein Symbol: Sollte einer der 13 „Abtrünnigen“ in diesem Jahr tatsächlich das wichtigste Einzelturnier im Golfsport gewinnen, so wäre der Wettstreit, der sich mittlerweile seit über drei Jahren hinzieht, wohl entschieden. Die besten Golfer der Welt, so müsste man dann bilanzieren, spielen auf der LIV Golf Tour.
13 Golfer aus dem feindlichen Lager treten 2024 an, um in Augusta zu gewinnen. Wobei das mit „feindlich“ so eine Sache ist: Eigentlich war ja längst ein Schulterschluss vollführt worden und man wolle gemeinsame Sache machen, hieß es vor nicht ganz einem Jahr. Allerdings folgte darauf eine Welle der Entrüstung und die Verhandlungen, wie die Kooperation aussehen soll, scheinen zu stagnieren.
Das Masters ist größer als die PGA Tour
Sei es, wie es sei: Die PGA Tour könnte die 13 LIV-Spieler, die in diesem Jahr in Augusta aufteen, ohnehin nicht sperren, selbst wenn sie wollte. Denn das Masters ist größer als die PGA. Das Masters hat seine eigenen Regeln. Diese besagen beispielsweise, dass jeder Masters-Gewinner ein Startrecht auf Lebenszeit hat. An Charl Schwartzel (2011), Bubba Watson (2012, 2014), Sergio Garcia (2017), Patrick Reed (2018), Dustin Johnson (2020), Jon Rahm (2023), und dem Dreifach-Sieger Phil Mickelson (2004, 2006, 2010) führt deshalb kein Weg vorbei.
Ebenso sind Gewinner der anderen drei Majors aus den vergangenen Jahren am Start. Davon profitieren Bryson DeChambeau, Brooks Koepka und Cameron Smith. Ihre Kollegen Tyrrell Hatton und Adrian Meronk haben sich über den Weltranglisten-Platz qualifiziert. Der dreizehnte im Bunde, Joaquin Niemann, nimmt schließlich eine Sonderstellung ein, denn er wurde sogar von den Organisatoren des Masters persönlich eingeladen – als einer von drei internationalen Spielern, die sich nicht qualifizieren konnten.
Natürlich haben diese Auflagen, abseits von jeglicher Ränkeschmiederei zwischen den großen Golf-Organisationen, ihre Berechtigung. Denn schließlich möchten die Fans in Augusta auch die besten Golfer sehen, die die Welt augenblicklich zu bieten hat. Und genau hier liegt der Knackpunkt: Klar hat die PGA mit Scottie Scheffler, Rory McIlroy oder Victor Hovland nach wie vor einige Schwergewichte in ihren Reihen. Doch die LIV hält ihnen Pros wie Dustin Johnson, Cameron Smith und Jon Rahm entgegen, die den einstigen Branchenprimus auf der Höhe ihrer Schaffenskraft verlassen haben und die just in diesem Moment in der Lage sind, jedes Turnier der Welt zu gewinnen. Rahm reist als Titelverteidiger nach Augusta an. Seinem dritten Platz in der offiziellen Weltrangliste konnte sein Wechsel vor der Saison und die damit verbundenen fehlenden Einzahlungen auf das Punktekonto bislang nichts anhaben.
Ein Major-Sieger kam bereits aus der LIV
Wobei böse Zungen behaupten, die Superstars, die zur LIV gewechselt sind, werden durch den entschlackten Terminkalender und die fehlende sportliche Herausforderung immer schlechter. Den Gegenbeweis will die „wilde 13“ in dieser Woche antreten. Dass man auch aus dem LIV-Lager heraus ein Major gewinnen kann, zeigte im vergangenen Jahr Brooks Koepka. Bei seinem Triumph auf der PGA Championship rückte die Rivalität zwischen den Golftouren ein wenig in den Hintergrund, angesichts seiner persönliche Story: Comeback nach langer Durststrecke.
Doch steht das Masters in der öffentlichen Wahrnehmung nochmal eine Stufe über den anderen drei Majors. Sollte sich tatsächlich ein LIV-Golfer in diesem Jahr das grüne Jacket überstreifen, so würde sich so manche Schlagzeile auf jeden Fall von ganz allein schreiben.
Titelbild: LIV