Golf als Business-Netzwerk

Zwei Golfer schütteln sich die Hände

Beruflich Netzwerken auf dem Golfplatz – das ist mittlerweile auch in Deutschland längst Usus. Kaum einen besseren Ort gibt es, um mit einem Gesprächspartner über mehreren Stunden in angenehmer Atmosphäre Zeit zu verbringen. Einige Institutionen versuchen Golf als Business-Netzwerk bereits zu institutionalisieren. 

„Das Netzwerken, das früher mal im Fußballstadion gepflegt wurde, das findet heutzutage alles auf dem Golfplatz statt“. Diesen Satz sprach unlängst ein Fondsmanager, der in Deutschlands Bankenmetropole Nummer 1 beschäftigt ist. Und dieser Satz sagt eine Menge aus. Golfen ist mehr als ein Sport – das wissen wir alle schon längst. Eine der vielen Dinge, die Golf auch noch ist, ist ein Platz, um das eigene berufliche Business Netzwerk zu pflegen. 

Die VIP Loge des Deutsche Bank Parks in Frankfurt war früher ein gefragter Ort, um Geschäftspartner einzuladen und so manche Geschäfte bei einem kühlen Becher Bier überhaupt erst final einzutüten. Eine lockere, volksnahe Atmosphäre, ein Umfeld, das eher für Spaß, Freizeit, soziale Kontakte und Zerstreuung steht – all das waren Faktoren, die das Eis brechen und die Zunge lockern konnten. Doch hat sich diesbezüglich in den vergangenen Jahren einiges gewandelt. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft etwa sind zunehmend unpopulär geworden. Stadien werden nicht mehr voll, Stimmung bleibt aus und dann sorgt das uninspirierte Gekicke auf dem Rasen auch nicht wirklich für Herzklopfen. Auch die samstäglichen Spiele der Bundesliga bringen so ihre Begleiterscheinungen mit sich. Da ist die Anreise – entweder mit dem Auto im Stau stehen oder sich in die überfüllte Straßenbahn quetschen – nicht grade die schönste Aussicht. Vom möglicherweise uninspirierten Gebolze ganz zu schweigen. 

Asiatische Geschäftsleute schütteln sich auf dem Golfplatz die Hände
(Foto: CandyRetriever / Adobe Stock)

Der Golfsport, der sich seit Jahren wachsender Popularität erfreut, ist mittlerweile längst zur angenehmeren Alternative geworden. Banker, Manager und Unternehmer verfügen daher häufig über eine Mitgliedschaft in einem Golfclub. Die Golfplätze in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind nicht nur Orte des Wettbewerbs und der Handicap-Verbesserungen. Auf den Runden kann man auch prima Kontakte knüpfen und den Austausch mit anderen Geschäftsleuten pflegen.

Man verbringt eine schöne, lange und vor allem ungestörte Zeit mit dem Gesprächspartner. Man bewegt sich in einem meist idyllischen von Natur geprägten Umfeld, was positive Emotionen auslöst. Und man bekommt den Kopf mal so richtig frei, wird nicht ständig von anderen ständig eintreffenden Nachrichten auf den verschiedensten Kommunikationskanälen gestört und hört sich deshalb mit höherer Wahrscheinlichkeit konzentriert an, was der Gegenüber zu sagen hat. Auch nach der Runde kann man in einem Golfclub noch gesellig sein – zumindest wenn eine gute Gastronomie ansässig ist. Denn am „19. Loch“ kann man es auch noch recht gut aushalten und die Vertrautheit kann weiter wachsen. 

Der ein oder andere Deal wurde auf den Golfanlagen im DACH-Raum bereits eingefädelt – wenn vielleicht auch in Deutschland noch nicht so häufig wie in den USA, wo man sich oft genug auch schon früh morgens vor dem Büro zu 9 Loch trifft. Aber, wie man ja weiß, kommen viele Trends aus den USA auch mit ein paar Jahren oder Jahrzehnten Verzögerung in Europa an. Und so gibt es hierzulande mittlerweile längst auch Versuche, „Business-Golf“ im professionellen Rahmen zu etablieren. Von Hamburg aus startete etwa die Initiative „After Work Golf“. Hier treffen sich immer dienstagabends Führungskräfte, Unternehmer und Young Professionals zu einer ungezwungenen Runde. Mit Hilfe des Business-Netzwerks Xing verbreitete sich die Initiative schnell international. Heute haben über 10.000 Golfer eine Mitgliedschaft bei dem Zusammenschluss. Die Runden finden an wechselnden Orten statt und es werden auch Turniere ausgespielt. 

Golfclub-Mitgliedschaft von der Steuer absetzen?

Die Organisation „The Loge“ hingegen hat das Ziel, Golf auch vor dem Fiskus als Teil der beruflichen Tätigkeit zu etablieren und dementsprechend den Mitgliedern zu ermöglichen, ihre Mitgliedschaft in einem Golfclub steuerlich absetzen zu können. The Loge wurde in Österreich von den Unternehmern Thomas Schnöll und Gerald Enderle gegründet. Bislang befinden sich auch lediglich österreichische Golfplätze im Portfolio des „Business und Lifestyle Netzwerks“. Eine Ausweitung auf Deutschland – zunächst auf Bayern – ist aber in Planung. 

Eine etwas andere Funktion – auch wenn Namen und Begrifflichkeiten ähnlich sind – hat die PGA Business Division. Diese hat die PGA of Germany 2022 eingerichtet und hier tauschen sich die klassischen Professionals, also zertifizierte Golflehrer mit anderen Persönlichkeiten aus, die professionell mit Golf zu tun haben. Darunter Greenkeeper, Golfplatzmanager, Platzarchitekten oder Fitter. Professionell geht es hier also auch zu, doch werden wohl eher weniger Firmen-Akquisen oder ähnliches vorbereitet. Also bitte nicht verwechseln!

Titelbild: MP Studio / Adobe Stock

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