Knickerbocker und antike Schläger: Historisches Golfturnier im Rheinland

Ein Gruppenbild bei einem Hickory-Turnier

„Beat the Pro“ hieß es bereits zum dritten Mal im Europäischen Golfclub Elmpter Wald. Organisiert von der Hickory Society Cologne (HSC), wurde dieses außergewöhnliche Turnier auf dem ehemaligen Golfplatz der Royal Air Forces ausgetragen. Doch damit nicht genug der Besonderheiten: Die Golfer*innen spielten in Kleidung der 30er Jahre und benutzen teilweise über 100 Jahre alte Schläger aus Eisen und Holz. Dass man auch damit gute Ergebnisse erzielen kann, bewiesen die gut 40 Teilnehmer*innen eindrucksvoll.

Am Muttertag ging es nach einer Stärkung mit typisch englischem Frühstück an den Start. Gespielt wurde in Zweierteams nach Bestball-Regeln. Neben den Amateur*innen nahmen auch internationale Professionals teil, deren Scores es zu schlagen galt. Statt Funktionskleidung dominierten Röcke, Kleider, Hüte, Knickerbocker, Hemden, Fliegen und Krawatten die Szene.

Spezialisierte Clubmaker bieten Schäfte aus Hickory an

Die historischen Schläger, die bei der Turnierleitung ausgeliehen werden konnten, bestanden aus Eisen- oder Holzköpfen mit Schäften aus Hickory. Dieses besondere Wallnussholz wächst heute in Nordamerika und Ostasien. Es wurde bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts aufgrund seiner Haltbarkeit und Belastbarkeit als Schaft für Golfschläger verwendet. Originale können heute auf verschiedenen Online-Flohmärkten erstanden werden. Aber auch bei spezialisierten „Clubmakern“ lassen sich historische Modelle erstehen und fachgerecht restaurieren.

Zwei Hickory-Golfer beim Putt

Die neun Flights starteten gegen 11 Uhr von Tee 1 in das Turnier. Vorneweg die Professionals, gefolgt von zwei Single-Handicappern. Unter den bewundernden Blicken der Teilnehmer*innen zeigten sie, dass sie auch mit antikem Material genau und weit schlagen können. Das Greenkeeper-Team hatte den attraktiven Parklandkurs für das Turnier in einen hervorragenden Zustand versetzt. Die Fairways leuchteten im satten Grün, die Bunker waren säuberlich geharkt und die Grüns erwiesen sich als pfeilschnell.

Golfen mit der Zeitmaschine

Zügig tauchte man mit seinem Flight in die ruhige Natur ein und fühlte sich wie in einem Zeitsprung. Keine Autos, keine Handys, keine Zivilisationsgeräusche störten das Spiel. Die Bags wurden selbst getragen, zum aufrechten Abstellen wurde ein einfaches Holzkreuz unter die Tasche gestellt. Der Schlägersatz bestand aus etwa der Hälfte der heute üblichen Schläger. Novizen des Hickory Golfs waren überrascht, wie wenig Equipment für eine Golfrunde ausreicht. Eine neue Erkenntnis vor dem Hintergrund immer ausgefallener Schlägermaterialien, autonom fahrender Trollys und Schläge trackender Handgelenk-Computer.

Nach etwa fünf Stunden Zeitreise erreichten die Golfer:innen wieder das Clubhaus. Hier wartete ein kühles, frisch gezapftes Kölsch auf die Teilnehmer*innen. Sofort wurden die Erlebnisse dieses besonderen Golftages ausgetauscht. Allen Golfer*innen war anzumerken, wieviel Freude sie auf dem Kurs gehabt hatten. Auch für langjährige Anhänger des historischen Golfsports war dieses Turnier ein besonderes Ereignis. Dies zeigte sich in den Gesprächen, die auf der Clubhausterrasse folgten. Von der Gastronomie köstlich versorgt, waren alle über den Verlauf des Sonntags glücklich.

Auch die besten Outfits werden ausgezeichnet

In gewohnt charmanter und humorvoller Art folgte die Siegerehrung durch den Vorstand der HSC. Heinz Peter Thül und Andreas Biste verkündeten überragende Ergebnisse. Es siegte bei den Professionals Glynn Morris mit einem Bruttoergebnis von nur 79 Schlägen! Die Bruttowertung der Amateure gewannen die Single-Handicapper Fynn Marks und Jeroen Manders. In der Nettowertung (Bruttoschläge minus Vorgabe) belegte das Duo Carsten Marks und Frank Biller den ersten Rang. Beim „Beat the Pro“ wurde es ganz knapp. Es gewann das Pro-Duo Glynn Morris / Michael Star mit nur zwei Schlägen Vorsprung vor Fynn Marks / Jeroen Manders.

Ein Hickory-Golfer beim Abschlag

Neben den sportlichen Ehrungen wurde wieder ein Preis für die „Best dressed Lady“ und den „Best dressed Gentleman“ vergeben. Bei den Damen konnte diesen Preis zum wiederholten Male die stilecht gekleidete Lokalmatadorin Inga Kramer gewinnen. Rüdiger Marten gefiel in einer schottischen Ausgehuniform, die er selbst, dem Anlass entsprechend, mit einem Hickory-Abzeichen modifiziert hatte.

Für Erheiterung sorgte der Sonderpreis „Longest Yourney“. Diesen gewann ein Gast aus den Vereinigten Staaten, der seinen Deutschlandbesuch nutzte, um in Elmpt aufzuteen. Am Ende der Zeremonie wurde es noch einmal emotional. Biste, Präsident der HSC, ließ es sich nicht nehmen, die Grande Dame des Hickory Golfs auszuzeichnen. Wilma Van Rijn Gubbels war wieso häufig aus den Niederlanden angereist, um bei diesem Turnier vor Ort zu sein. Biste fand lobende Worte und ehrte sie mit einer Ehrenmitgliedschaft der HSC auf Lebenszeit. Wilma Van Rijn Gubbels freute sich sehr darüber und versprach, auch beim nächsten Event, den J.W. Buckland Open am 27. Juli in Köln, wieder dabei zu sein. Dem schlossen sich die Teimnehmer*innen an und ließen den Tag mit angeregten Gesprächen ausklingen.

Fotos: Frank Biller

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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