Party ja, Proleten nein: Auch Zuschauer müssen Golf-Kultur hochhalten

Junge weibliche Fans vor einem Golfkurs

Es ist immer schön, wenn alte Klischees über Golf aufgebrochen werden. Der Sport wird jünger, diverser und darf auch Spaß machen – das hat sich mittlerweile längst rumgesprochen. Doch was bei der WM Phoenix Open geschah, war nicht in Ordnung. Hier ist eine gewisse Eigenhygiene der Zuschauer gefragt.

„Shitshows“ beklagte Byeong Hun An auf jedem einzelnen Loch. „I’m sick of it. Just shut up“, brüllte ein sichtlich aufgewühlter Zach Johnson, nachdem er das ganze Turnier lang direkt an den Bahnen von selbsternannten Spaßvögeln für die Ryder-Cup-Niederlage der USA gehänselt wurde. Auch Billy Horschel legte sich mit Zuschauern an. Als traurigen Höhepunkt gab es Keilereien vor dem TPC Scottsdale. Natürlich alles für die Nachwelt auf Video dokumentiert.

Dass die WM Phoenix Open der Partyspot auf der PGA Tour ist und auch anno 2024 wieder ein Hexenkessel erwartet werden konnte, war soweit klar. Doch die genaue Ausgestaltung in diesem Jahr war schlichtweg eine Riesen-Enttäuschung. Die Geschichte kennt nur Verlierer. Hier sei auch mal an Nick Taylor gedacht. Eigentlich sollte der Sieg für den Kanadier der sportliche Höhepunkt seines Lebens sein. Unfair ihm gegenüber, dass die Erinnerung an dieses Turnier nun derart getrübt ist. Die PGA Tour zeigte sich als Veranstalter schlichtweg überfordert und drehte folgerichtig alle Bierhähne zu. Es folgte eine Reihe offizieller Entschuldigungen.

Dabei sind es in erster Linie die betreffenden Zuschauer, die erstens vor der eigenen Tür kehren und zweitens sich entschuldigen sollten. Stilbrüche in allen Ehren – aber ins nächste Zeitalter wird der Golfsport so sicherlich nicht getragen. Die Golf-Etikette und das Fairplay sind genau die Faktoren, die den Golfsport seit jeher auszeichnen und ihn von anderen Events abheben. Verliert er diese Aspekte, was bleibt dann von seiner Identität noch übrig? Ein paar Sportler, die Bälle in Löcher hauen.

Golfclubs müssen Etikette wieder leben

Nein, wenn der Golfsport wettbewerbsfähig sein will, dann muss er seine Identität im Kern bewahren. Das haben die Schluckspechte, die allen anderen am vergangenen Wochenende das Turnier in Arizona verdarben, nicht verstanden. Wie kann man im Kontext mit der LIV eine Debatte über Werte im Golf führen und von Spitzengolfern verlangen, gewisse „Ideale“ zu vertreten, wenn sich ein Teil der Basis offenbar überhaupt nicht mit diesen Idealen identifiziert?

Es geht nicht ohne eine gewisse Eigenhygiene in den Reihen der Zuschauer. Sich selbst zu hinterfragen ist das eine. Aber auch wer einen solchen Störenfried in seiner sozialen Bubble hat, ist hier gefordert. Nicht zuletzt muss die Etikette natürlich von allen gelebt und vorgelebt werden, die andere mit ihrer Golf-Leidenschaft anstecken. Insbesondere die Golfclubs müssen hier an ihre Verantwortung erinnert werden.

Foto: AFP 

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