Porsche European Open 2023 – Nordirischer Rookie siegt vor deutschem Duo
Was für ein Finale?! Am letzten Tag der European Open spielte sich auf den entscheidenden Löchern des Green Eagle Nordcourses ein wahrer Krimi ab. Vor den begeisterten Zuschauern, die in Strömen nach Winsen an der Luhe kamen, siegte am Ende die jugendliche Unbekümmertheit des erst 20-jährigen Top-Talents Tom McKibbin. Der Nordire verwies die beiden aufopferungsvoll kämpfenden deutschen Profis Marcel Siem und Maximilian Kieffer sowie den Franzosen Julien Guerrier auf den zweiten Platz.
Erst im Winter war McKibbin aus der Challenge Tour auf die DP World Tour aufgestiegen. Sein bislang bestes Ergebnis in diesem Jahr war ein zwölfter Rang in Singapur. Er selbst äußerte sich sehr emotional über seinen Sieg:
„Ich werde es wahrscheinlich erst morgen begreifen. Meinen Vater dabei zu haben, ist natürlich besonders. Vor seinen Augen gewinnen zu können, war unglaublich.“
Support deutsche Starter
Alles war angerichtet für einen packenden Finaltag. Vom wolkenlosen Himmel schien die Sonne auf die Anlage, tausende von Zuschauern säumten die Bahnen und in der Spitze mischten zwei Deutsche mit: Maximilian Kieffer und Marcel Siem. Hinter einer Spitzengruppe von sechs Spielern mit einem Ergebnis von 6 unter Par, darunter auch der spätere Sieger, starteten Siem und Kieffer mit einem bzw. zwei Schlägen Rückstand.
Mit Freddy Schott (T19) und Nicolai von Dellingshausen (T23) befanden sich weitere Lokalmatadoren unter den Top 25, was die deutschen Fans an den Bahnen begeisterte. Vor allem Kieffer und Siem wurden von einer Traube von Menschen über den ganzen Platz begleitet. Jedes Bogey wurde bedauert und jedes Birdie gefeiert. Siem stellte nach dem Turnier fest: „Ich habe noch nie eine solch überragende Stimmung bei einem deutschen Turnier erlebt – und ich habe sie alle gespielt seit 1999.“
Vorentscheidung auf der 15. Bahn
Bis zur 15. Bahn lagen die Spieler in der Spitzengruppe eng zusammen. Neben dem Führenden McKibbin mischte u.a. auch noch der PEO Sieger von 2017, Jordon Smith, lange Zeit vorne mit. Erst ein kapitaler Fehlschlag über das 15. Grün, durch den sich der Engländer ein Doppelbogey einhandelte, schloss ihn aus dem Verfolgerkreis aus.
An gleicher Stelle hatte McKibbin, der im selben Flight wir Smith spielte, großes Glück: sein Annäherungsschlag verfehlte das Grün, rollte ins Rough und blieb Zentimeter vor dem drohenden Wasserhindernis liegen. Doch im Stile eines Champions chippte der Nordire den Ball an die Fahne und puttete zum Birdie ein. Auch Siem war hier mit einem Schlag weniger vom Grün gegangen. Kieffer gelang dieses Kunststück auf der 16. Bahn.
Traumschlag entscheidet das Turnier
Somit mussten die letzten Löcher entscheiden. Und hier zeigte der 20-Jährige, der im selben Golfclub wie Major-Sieger Rory McIlroy im nordirischen Holywood das Golfspielen erlernt hat, welche Qualitäten er bereits besitzt. Auf der finalen Bahn traf er den Abschlag nicht ideal. So musste er aus einer schwierigen Lage, rund 187 Meter von der Fahne entfernt spielen. Hatten die meisten Zuschauer mit einem Lay-up vors Grün gerechnet, so schlug der Rookie den Ball in einer Linkskurve über das Wasserhindernis wenige Meter hinter den Stock. Die zahlreichen Fans auf den Naturtribünen rund um das 18. Grün jubelten begeistert.
McKibbin selbst beurteilte den Schlag so: „Es war einer meiner besten Schläge jemals. Er war knifflig, aber dann doch irgendwie nicht. Ich wollte ihn rechts auf dem Grün landen lassen und dann ist er noch abgebogen.“ Mit diesem Traumschlag konnte sich der Nordire nun zwei Putts zum Birdie auf der letzten Bahn leisten um mit zwei Schlägen Vorsprung die 40. Austragung des Turniers für sich zu entscheiden.
„Das waren die beste Porsche European Open“
Auch wenn es schließlich nicht für einen deutschen Sieg reichte waren doch alle Beteiligten mit der Austragung der Veranstaltung zufrieden. Turnierdirektor Dirk Glittenberg, der davon ausgeht, dass die bisherige Zuschauerbestmarke übertroffen wurde, resümierte:
„Wir sind uns sicher: Das waren die besten Porsche European Open, die wir je hatten. Wir haben einen sportlich unglaublich hochklassigen und spannenden Wettbewerb gesehen mit einem grandiosen Sieger vor atemberaubender Kulisse mit einer riesigen Anzahl an Fans, die für maximale Stimmung gesorgt haben. Das war ein Golf-Fest, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.“
Hoffnung auf eine Wiederauflage 2024
Auch ein großer Teil der Spieler teilten diese Einschätzung. So meinte der Sieger von 2021, Marcus Armitage, gegenüber 123golfsport: „Es war ein großartiges Turnier, mit tollen Zuschauern. Ich habe den Nordcourse noch nie in einem so guten Zustand erlebt. Er wird von Jahr zu Jahr besser“. Deshalb wünscht er sich, auch in den kommenden Jahren nach Winsen an der Luhe zu kommen und auf höchstem Niveau Golf spielen zu können. Die Verträge hierfür sind laut Glittenberg noch nicht unterschrieben, die Gespräche aber in ihrer finalen Phase. Eine Entscheidung ist in den nächsten Wochen zu erwarten. „Wir sind uns intern sicher, dass wir weiter das Turnier hier austragen wollen“, so Glittenberg. Dem schließen wir uns an und sagen mit den Worten von Marcus Armitages „Fingers crossed“.
Titelbild: Porsche European Tour / U.com
Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/