Besonderes Finale, besonderer Champion: Manassero gewinnt Jonsson Workwear Open

Matteo Manassero hat eine Hand in die Hüfte gestemmt und lehnt mit der anderen Hand auf dem Putter

Das Finale der Jonsson Workwear Open war eines der spektakulärsten, die es in letzter Zeit auf der DP World Tour gegeben hat. In Südafrika lieferten sich gleich fünf Teilnehmer ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bis eine Wetterunterbrechung für zusätzliche Würze sorgte. Am Ende setzte sich Matteo Manassero durch – schon jetzt eine der schönsten Geschichten des Golfjahres.

Den Aufstieg von Manassero als kometenhaft zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Im Jahr 2010 gewann das Ausnahmetalent mit dem Castelló Masters Costa Azahar sein erstes Turnier auf der European Tour. Mit 17 Jahren und 188 Tagen wurde er zum jüngsten Champion in ihrer Geschichte – dieser Rekord besteht bis heute.

Im Alter von 20 Jahren hatte Manassero bereits viermal auf der European Tour gewonnen, zuletzt die prestigeträchtige BMW PGA Championship im Jahr 2013. In der Weltrangliste rückte er bis auf den 25. Platz vor. Doch plötzlich führte ihn der Weg, der bis dahin von Erfolg gepflastert war, nicht mehr weiter nach oben.

Stattdessen wurde Manassero sowohl auf den Touren als auch in der Weltrangliste nach unten durchgereicht. Es waren lange Jahre voller Tiefpunkte. Nur langsam arbeitete sich der einstige Shootingstar aus seinem Loch heraus. Im Jahr 2020 gewann er mit der Toscana Open auf der drittklassigen Alps Tour wieder ein Profiturnier.

Über die Challenge Tour qualifizierte sich Manassero für die laufende Saison der DP World Tour. Ein Sieg zeichnete sich allerdings nicht wirklich ab. Vor der Jonsson Workwear Open hatte er bei neun Starts fünfmal den Cut verpasst. Ein geteilter fünfter Platz bei der South African Open war aber schon ein kleiner Fingerzeig, wohin die Reise gehen sollte.

Sensationsrunde am Freitag

Im Glendower Golf Club schien erstmal wenig auf den späteren Triumph hinzudeuten. Nach einer guten, aber nicht überragenden 68 in der Auftaktrunde belegte Manassero den geteilten 20. Rang. Doch am Freitag kam dann der Moment, auf den er jahrelang gewartet hatte. Endlich konnte er auf der großen Bühne wieder sein Leistungsmaximum abrufen. Auf dem Par-72-Kurs lieferte er eine bogeyfreie 61 ab – nicht nur die niedrigste Runde des gesamten Wettbewerbs, sondern auch seine persönliche Karrierebestleistung.

Damit übernahm Manassero auch erstmals die Führung, die er am Samstag mit einer 67 verteidigte. Mit einem Zwischenergebnis von 20 unter Par ging er ins Finale. Nur einen Schlag dahinter folgten aber bereits Shaun Norris und Jordan Smith. Oliver Bekker und Ángel Hidalgo teilten sich mit zwei Schlägen Rückstand den vierten Rang.

Fünfkampf, Unterbrechung, Dunkelheit

Am Sonntag erwischte Bekker den besten Start des Quintetts. Mit drei Birdies auf den ersten fünf Löchern seiner Schlussrunde schloss er zu Manassero auf. Die beiden machten eine Zeit lang die Führung unter sich aus. Die Verfolger blieben aber immer in Schlagdistanz.

Auf der Zielgeraden spitzte sich das Titelrennen dramatisch zu. Plötzlich lagen Bekker, Manassero, Norris und Smith allesamt bei −22 gleichauf. Die alleinige Führung übernahm dann – Überraschung – keiner der vier. Der furios aufspielende Thriston Lawrence hatte das Feld von hinten aufgerollt und war bis auf einen Schlag an das Quartett herangekommen. Mit einem Eagle auf der 17 zog er dann vorbei.

Einzig Manassero konnte diesen Angriff kontern. Mit zwei aufeinanderfolgenden Birdies auf der 15 und 16 eroberte er die Spitzenposition zurück. Eine Wendung hielt das irre Finale aber noch bereit: Aufgrund eines nahenden Unwetters und drohender Blitzgefahr wurde das Spielgeschehen unterbrochen – für fast zweieinhalb Stunden.

Es wurde immer später, doch Manassero bestand auch diese letzte Prüfung. Bei schlechten Lichtverhältnissen beendete er seine Runde mit zwei weiteren Birdies und krönte sich damit zum Champion. Mit einer abschließenden 66 schraubte er sein Gesamtergebnis auf −26. Sein Vorsprung auf Lawrence, Norris und Smith betrug am Ende drei Schläge.

Nach einer Durstrecke von 3.942 Tagen, also fast 11 Jahren, feierte Manassero wieder einen Sieg auf der DP World Tour. Die Achterbahnfahrt der vergangenen Jahre ist auf einem emotionalen Höhepunkt angekommen. Kaum zu glauben, dass der Italiener immer noch erst 30 Jahre alt ist. Es ist ihm zu wünschen, dass der nächste Abschnitt seiner Karriere stabiler verläuft als der vorherige.

Erfolglose Titelverteidigung

Der Titelverteidiger war bei dem Spektakel im Finale schon nicht mehr dabei: Nick Bachem hatte den Cut deutlich verpasst. Der Knackpunkt war rückblickend wohl ein Triple Bogey auf dem letzten Loch seiner Auftaktrunde. Auch Max Rottluff schied nach zwei Turniertagen aus. Dafür schafften es die anderen vier Teilnehmer aus der DACH-Region ins Wochenende. Der beste Vertreter war Freddy Schott, der mit einer starken 65 in seiner Schlussrunde auf den geteilten elften Platz kletterte. Auch sein deutscher Landsmann Hurly Long (T29), der Österreicher Matthias Schwab (T35) und der Schweizer Joel Girrbach (T38) konnten achtbare Ergebnisse erzielen.

Foto: AFP

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