Das härteste der vier Majors – U.S. Open Special, Teil 3

Im Sonnenuntergang die Silhouette eines Golfers der einen Pokal hochstemmt

Tiger Woods nannte die U.S. Open einmal „das schwierigste nationale Championship“. Eine Einschätzung, die bis heute von vielen Spielern und Journalisten geteilt wird. Doch woran liegt das?

Als im Jahre 1895 die USGA beschloss, aus den U.S. Amateur Championship ein Profigolfturnier zu machen, folgte sie dem Beispiel des Britischen Golfverbandes, der Gleiches bereits 35 Jahre früher getan hatte. Durch die nationalen Open sollten die eigenen Meisterschaften auf ein noch höheres Level gehoben und Starspieler aus dem Ausland gelockt werden. Bei den U.S. Open gelang dies auf Anhieb und so gingen die ersten 16 Siege an Spieler aus England oder Schottland. Erst John McDermott konnte 1911 diese Phalanx durchbrechen und als erster US-Amerikaner die nationale Open Championship gewinnen.

Von Anfang an entschied sich die USGA, die U.S. Open auf verschiedenen Golfplätzen in den USA auszutragen. Dadurch entstand ein ständiger Wechsel mit neuen Herausforderungen für die Spieler. Selbst auf den Anlagen, die mehrfach ausgewählt wurden, mussten immer wieder Redesigns mit neuen Hindernissen, Greenlayouts oder Falsezones erstellt werden.

Ein Par wird häufig als Erfolg verbucht

Am häufigsten fanden die U.S. Open bislang im Oakmont Country Club in Pennsylvania statt. Zuletzt siegte dort der Amerikaner Dustin Johnson mit einem Ergebnis von 276 Schlägen, 4 unter Par. Oakmont gilt als der härteste aller Open-Kurse. Er ist geprägt von schmalen Fairways, hohem Rough und schellen Grüns. Auch die „Kirchenbänke“ genannten Bunker tragen zum Schwierigkeitsgrad des Kurses bei. Betrachtet man die Siegerlisten, so finden sich mit dem Amerikaner Johnny Miller (1973) und dem Südafrikaner Ernie Els (1994) nur zwei Spieler, die in Oakmont ein besseres Ergebnis, nämlich -5, erzielten, als Dustin Johnson. Schaut man hingegen ins Jahr 2007, so stößt man auf den Erfolg des Argentiniers Ángel Cabrera, der das Turnier in Pennsylvania mit einem Schlussergebnis von 5 über Par gewann. Sehr ungewöhnlich für Ergebnisse moderner Golfturniere.

Diese Scores sind sinnbildlich für die hohen Anforderungen der U.S. Open-Kurse, die in der Regel länger sind als andere Anlagen, deren Roughs besonders hoch und deren Grüns sehr onduliert und schnell sind. Ein Par wird bei den U.S. Open dann schon mal als Erfolg verbucht.

Doch es gibt natürlich Ausnahmen. Schaut man sich die Ergebnisse der letzten 20 Jahre an, so stechen der Nordire Rory McIlroy mit einem Gesamtergebnis von 16 unter Par im Congressional Country Club in Bethesda, Maryland im Jahr 2011 sowie der Amerikaner Brooks Koepka mit demselben Ergebnis in Erin Hills in Wisconsin im Jahr 2017 heraus. Koepka konnte seinen Erfolg zwar ein Jahr später im Shinnecock Hills Golf Club, New York wiederholen. Hier stand aber am Ende eine 1 über Par auf der Scorekarte.

In diesem Jahr finden die US Open Championship im „The Country Club“ Brookline, Massachusetts statt, wo sie nun zum vierten Mal ausgetragen werden. Die bisherigen Sieger in Brookline spiegeln ebenfalls die Range der Siegerscores dieses Turniers wider: So siegte beispielsweise der Amerikaner Curtis Strange 1988 mit 6 unter Par, wo hingegen sein Landsmann Julius Boros im Jahr 1963 mit 293 Schlägen 9 über Par lag.

Diese Ergebnisse kommen nicht von ungefähr. Die 18 Bahnen des Open-Course liegen in einem felsigen Gelände, das den Verlauf der meisten Bahnen vorgibt. Kennzeichen sind schmale Fairways, Felsvorsprünge und kleine Grüns. Diese fallen teilweise stark zu einer Seite hin ab, sodass die Bälle nach dem Landen schnell liegenbleiben müssen. An Bahnen wie der dritten, einem 456 Meter langen Par 4, werden einige Spieler über Felsvorsprünge spielen, um das Loch abzukürzen.

Bei anderen Bahnen, wie der 10, muss das Grün auf einem Palteau, von Rough und Bunker umgeben, getroffen werden. Passenderweise trägt diese Bahn den Namen „Himalaya“. Auf diesen und weiteren Löchern haben die Platzdesigner neue Vorgaben der USGA umgesetzt, auch wenn ihre Möglichkeiten aufgrund der Geländeformationen eingeschränkt sind. Es wird spannend sein zu sehen, wie dieser Platz von den besten Golfern der Welt gespielt wird und mit welch einem Score der Sieger am Sonntag ins Clubhaus kommt. 

Rory McIlroy, der seinen ersten Majorsieg bei den U.S. Open feiern durfte, wird sicherlich auch in dieser Woche mit gemischten Gefühlen nach Brookline reisen: „Die U.S. Open bedeuten mir unheimlich viel. Aber jedes Jahr, wenn du zurückkehrst, weißt du, dass es so ziemlich der härteste Test sein wird, dem du das ganze Jahr gegenübergestanden hast, und du erwartest das und du bist darauf vorbereitet.“

Foto: AFP

Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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