Ein Sinnbild seiner Karriere: Siem gewinnt Italian Open im Playoff

Marcel Siem reckt die Fäuste zum Jubel in die Höhe

Wie so oft in seiner ereignisreichen Laufbahn hat sich Marcel Siem erfolgreich zurückgekämpft – im doppelten Sinne. Wenige Monate nach seiner Hüft-Operation erreicht der mittlerweile 43-Jährige schon wieder Topniveau. Im Finale der Italian Open verspielte der Deutsche nun einen Vorsprung, rettete sich aber am letzten Loch in ein Playoff, das er nervenstark für sich entschied.

Auf dem Par-71-Kurs im Adriatic Golf Club Cervia begann Siem am Donnerstag mit einer 69 und lag damit fünf Schläge hinter einem Spitzentrio, das aus Sebastian Friedrichsen, Andrea Pavan und Gunner Wiebe bestand. Letzterer blieb am Freitag als alleiniger Führender übrig, fiel jedoch am Samstag zurück.

Währenddessen hatte sich Siem mit einer 68 in der zweiten und einer 66 in der dritten Runde bis ganz nach oben geschoben. Mit einem Zwischenergebnis von zehn unter Par teilten sich vier Teilnehmer vor dem Finale die Führung. Den letzten Flight bildete Siem mit Antoine Rozner, der am Moving Day mit einer bogeyfreien 62 die beste Runde des gesamten Wettbewerbs abgeliefert hatte. Vor den beiden gingen Friedrichsen und Shubhankar Sharma auf den Platz.

Stark angefangen, stark nachgelassen, stark gerettet

Am Sonntag wurde aus dem Vierkampf früh ein Duell, denn Sharma kam nicht vom Fleck und der junge Friedrichsen brach ein. Dadurch entwickelte sich eine Matchplay-Situation in der letzten Gruppe. Auf den Front Nine hatte Siem mit drei Birdies die Nase vorn. Rozner konnte immerhin zwei Schlaggewinne entgegensetzen.

Derweil hatte Tom McKibbin mit einer herausragenden Schlussrunde von 65 als Erster ein Gesamtergebnis von −10 ins Clubhaus gebracht. Das schien im Titelrennen erstmal nicht von Belang, denn Siem stand zwischenzeitlich bei −13 und hatte im Finale noch kein einziges Bogey kassiert.

Doch auf den Back Nine strauchelte der letzte Flight. Bis zum abschließenden Loch verloren beide vier Schläge und fanden sich plötzlich hinter McKibbin wieder. Rozner hätte auf dem Par 4 der 18 ein Eagle gebraucht, das ihm erwartungsgemäß nicht gelang. Siem jedoch lochte tatsächlich einen Birdie-Putt aus fast sieben Metern, um mit einer Even-Par-Runde ein Playoff zu erzwingen.

Für das Stechen ging es zurück zum 18. Abschlag. Nach zwei guten Annäherungsschlägen verfügten beide Kontrahenten über machbare Birdie-Putts. McKibbin war zuerst an der Reihe, doch sein Versuch verfehlte das Ziel. Siem dagegen versenkte seinen nervenstark und krönte sich damit zum Champion.

Das Stehaufmännchen schlechthin

Für Siem ist es der sechste Titel auf der DP World Tour – und erneut ein ganz besonderer. Ihm war bereits ein bemerkenswertes Comeback gelungen, als er sich nach einer sportlichen Krise mit dem Sieg bei der Hero Indian Open 2023 zurückmeldete. Diesmal überwand er eine langwierige Hüftverletzung – keine Selbstverständlichkeit im Alter von 43 Jahren. Erst im Februar wurde er operiert. Viereinhalb Monate später hält er eine Trophäe in den Händen.

Ebenfalls bemerkenswert: Die Hälfte seiner sechs Titel auf der DP World Tour hat der Routinier im Stechen gewonnen. Bei drei Playoff-Teilnahmen ist seine Bilanz damit makellos. Wenn es darauf ankommt, ist Siem da – ein weiterer Beleg seiner mentalen Stärke.

Zwei Deutsche unter den besten Vier

Neben Siem stach noch ein weiterer Deutscher heraus: Jannik de Bruyn hatte mit Runden von 67, 67, 72 und 69 in der Endabrechnung nur einen Schlag Rückstand auf seinen Landsmann. Den dritten Rang  teilte er sich mit Sean Crocker. Auch Nicolai von Dellingshausen fuhr mit dem geteilten 22. Platz ein achtbares Ergebnis ein.

Bester Österreicher war Matthias Schwab als geteilter Zehnter vor Bernd Wiesberger auf dem geteilten 42. Rang. Joel Girrbach verspielte mit fünf Bogeys auf seinen letzten sechs Löchern ein besseres Resultat, war mit dem geteilten 33. Platz aber trotzdem der beste Schweizer. Die Mehrheit der 14 Teilnehmer aus der DACH-Region hatte es nicht ins Wochenende geschafft. Hurly Long, Lukas Nemecz, Yannik Paul, Max Rottluff, Benjamin Rusch, Marcel Schneider und Freddy Schott waren am Cut gescheitert. Nick Bachem hatte schon nach einer Runde zurückgezogen.

Foto: AFP

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