Golf bei Olympia 2024: Vorfreude auf Paris
Golffans dürfen sich freuen, denn 2024 ist ein Olympia-Jahr und ein zusätzlicher Höhepunkt steht deshalb im Turnierkalender. Es geht zurück zu den Wurzeln: Bei den Sommerspielen 1900 in Paris hatte das allererste olympische Golfturnier stattgefunden. Nun schließt sich der Kreis. In Le Golf National vor den Toren der französischen Hauptstadt werden die besten Spielerinnen und Spieler der Welt um Medaillen kämpfen.
Die diesjährige Ausgabe des olympischen Golfturniers ist erst die fünfte in der Geschichte der Spiele. Nach Paris 1900 und St. Louis 1904 fiel die Disziplin aus dem Programm. Erst nach über einem Jahrhundert kehrte Golf 2016 in Rio de Janeiro zurück. Die Südkoreanerin Inbee Park und der Engländer Justin Rose gewannen die ersten Goldmedaillen nach der langen Pause. Die Neuseeländerin Lydia Ko und der Schwede Henrik Stenson holten Silber, die Chinesin Shanshan Feng und der US-Amerikaner Matt Kuchar Bronze.
Das nächste olympische Golfturnier ließ dann wieder auf sich warten. Diesmal schauten allerdings alle Sportarten gleichermaßen in die Röhre. Aufgrund der COVID-19-Pandemie mussten die gesamten Sommerspiele 2020 in Tokio um ein Jahr verschoben werden. Aber auch 2021 gab es noch keine Entwarnung und die Wettkämpfe wurden größtenteils vor leeren Rängen ausgetragen. Die beiden Golf-Wettbewerbe waren diesmal in US-amerikanischer Hand: Nelly Korda und Xander Schauffele sicherten sich Gold. Hinter der japanischen Silbergewinnerin Mone Inami holte Ko mit Bronze ihre zweite Medaille. Bei den Herren ging Silber an den Slowaken Rory Sabbatini und Bronze an den Taiwanesen C. T. Pan.
Auf Tokio folgt nun also wieder Paris. Letztmals war die französische Hauptstadt 1924 Austragungsort der Olympischen Spiele. Zum hundertjährigen Jubiläum kehren die Wettkämpfe 2024 dorthin zurück. Paris wird damit zum exklusiven Kreis der Städte gehören, die in der Neuzeit dreimal Gastgeber waren. Bislang trifft das einzig und allein auf London zu, im Jahr 2028 auch auf Los Angeles.
Ein Prachtbau nahe Versailles
Zum Glück werden die Hallen, Stadien und Rennstrecken diesmal wieder von Fans bevölkert. Auch auf dem Golfplatz dürfte 2024 einiges los sein. Wie gut die Stimmung in Le Golf National werden kann, war im Jahr 2018 zu sehen, als dort der 42. Ryder Cup stattfand. Angeführt von Kapitän Thomas Bjørn siegten die Europäer vor einer frenetischen Heimkulisse über die USA. Ganz so leidenschaftlich wird es beim olympischen Golfturnier wahrscheinlich nicht zugehen, aber der Kontinentalwettstreit hat gezeigt, was hier möglich ist.
Le Golf National befindet sich in Guyancourt, südwestlich von Paris. Nicht weit entfernt liegt das Schloss Versailles. Die Golfanlage gehört zu den renommiertesten in ganz Frankreich. Drei Plätze mit insgesamt 45 Löchern sind dort zu bespielen. L’Albatros ist das Prunkstück, das auf Golffans ähnlich prächtig wirkt wie der berühmte Barockbau in der Nähe. Es war eine angemessene Szenerie für den Ryder Cup. Auch das olympische Golfturnier 2024 wird auf dem Albatros-Kurs ausgetragen.
Der Golfplatz ist eine echte Herausforderung für die Athletinnen und Athleten. Zu den Schwierigkeiten gehören wellige Fairways und linkstypische Bunker. Besonders sticht der spektakuläre Schlussabschnitt hervor. Die Passage vom 15. bis zum 18. Loch verspricht Hochspannung. Auf drei der vier Bahnen kommen großflächige Wasserhindernisse ins Spiel. Drama ist hier vorprogrammiert, wenn es am Ende um die Medaillen geht.
Seit mehr als drei Jahrzehnten findet auch die Open de France in Le Golf National statt. Regelmäßige Starter auf der DP World Tour kennen den Albatros-Kurs deshalb bestens. Die vergangenen zwei Ausgaben wurden von dem Japaner Ryo Hisatsune (2023) und dem Italiener Guido Migliozzi (2022) gewonnen. Beide wären nach derzeitigem Stand für Olympia 2024 qualifiziert. Das Gleiche gilt für den Schweden Alex Norén (2018) und den Engländer Tommy Fleetwood (2017), die nicht nur bei der Open de France, sondern zusätzlich auch noch beim Ryder Cup 2018 triumphiert haben. Aus dem siegreichen europäischen Team von damals könnten 2024 außerdem der Nordire Rory McIlroy, der Spanier Jon Rahm, der Däne Thorbjørn Olesen und der Italiener Francesco Molinari teilnehmen. Von den seinerzeit unterlegenen US-Amerikanern wäre aktuell kein Golfer dabei.
Qualifikation über die Weltrangliste
Insgesamt gehen 60 Golferinnen und 60 Golfer bei Olympia 2024 ins Rennen. Diese werden über das Olympic Golf Ranking (OGR) bestimmt, das wiederum mithilfe des Official World Golf Rankings (OWGR) und der Rolex Women’s World Golf Rankings erstellt wird. In den Top 15 der jeweiligen Weltrangliste ist die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus einem Land auf vier begrenzt. Das betrifft vor allem die USA, die als einzige Nation mit einem Quartett in beiden Wettbewerben antreten könnten. Südkorea ginge aktuell immerhin mit drei Proetten an den Start.
Außerhalb der Top 15 gilt ein Maximum von zwei Athletinnen und zwei Athleten pro Land. Von den deutschen Spielerinnen sind derzeit Olivia Cowan und Esther Henseleit in der Weltrangliste am höchsten platziert. Bei den männlichen Kollegen haben Yannik Paul und Stephan Jäger die Nase vorn. Österreich wäre mit Emma Spitz und Sarah Schober bei den Damen sowie Sepp Straka bei den Herren vertreten. Aus der Schweiz dürften Albane Valenzuela und Morgane Métraux nach Paris reisen.
Der 17. Juni ist der Stichtag für die Ermittlung der Teilnehmerinnen. Eine Woche später, also am 24. Juni, stehen auch die Teilnehmer fest. Am 26. Juli werden die Olympischen Sommerspiele 2024 in der französischen Hauptstadt feierlich eröffnet. Das Golfturnier der Herren findet vom 1. bis 4. August statt. Sowohl die PGA Tour als auch die DP World Tour legen an diesem Wochenende eine Spielpause ein. Die Damen treten dann vom 7. bis 10. August gegeneinander an. Auch die LPGA Tour und die Ladies European Tour setzen zugunsten des olympischen Golfturniers aus.
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