Nicht auf Sand gebaut – Die Anfänge des Golfclubs Budersand auf Sylt

Drohnenaufnahme eines Golfplatzes

Er ist einer der beliebtesten und prämierten Golfplätze Deutschlands. Er gehört zu den Top Adressen in Europa, denn er erfüllt den Traum eines jeden Golfers: Links-Golf. Die Rede ist vom Golfclub Budersand, im Süden der Insel Sylt. Eine 18-Loch Anlage mit einer bewegten Vergangenheit.

Im Sommer dieses Jahres jährt sich ein für die Geschichte des GC Budersand historisches Treffen zum zwanzigsten Mal. Rolf-Stephan Hansen, Gartenlandschaftsarchitekt aus Munkmarsch, steht zusammen mit der Unternehmerin Claudia Ebert auf der Düne Budersand bei Hörnum. Beide schauen auf die vor ihnen liegende Landschaft. Auf rund 73 Hektar erstrecken sich die Ruinen eines aufgelassenen, militärischen Geländes. Im zweiten Weltkrieg war hier ein Fliegerhorst. Nach 1945 wurde die Hörnumer Pidder-Lüng-Kaserne zunächst als Flüchtlingsheim und dann von Sanitäts- und Lazaretteinheiten genutzt. Seit den 90’er Jahren des 20. Jahrhunderts überließ man einen Großteil des Areals dem Verfall.

Eine verfallene Kaserne auf einem Golfplatz
(Foto: GC Budersand)

Hansen und Ebert aber haben eine Vision: Sie möchten einen Golfplatz bauen und das Gebiet renaturieren. Dazu müssen sie verfallene Gebäude abreißen, versiegelte Flächen aufbrechen und kontaminierte Erde entsorgen. An deren Stelle soll ein Links-Platz nach britischem Vorbild entstehen. Also eine Anlage, die den urwüchsigen Küstengolfplätzen Schottlands nachempfunden ist.

Landschaftsarchitekt trifft auf passionierte Golferin

Die Verbindung der beiden Visionäre könnte besser nicht sein. Hansen, geborener Sylter, wuchs im elterlichen Gartenbaubetrieb auf. Nach der Lehre zum Gartenlandschaftsbauer studierte er Landschaftsarchitektur und schloss ein Studium zum Golfplatz-Architekten in Schottland und England ab. Zurück auf Sylt entwickelte er 2003 den Gedanken eines Golfplatzes auf der beliebten Urlaubsinsel. Claudia Ebert, eine passionierte Golferin, war von der Idee angetan. Sie war daher gerne bereit, das Links-Golf-Projekt auf ihrer Lieblingsinsel zu unterstützen.

Drohnenaufnahme eines Golfplatzes
(Foto: GC Budersand)

Das Genehmigungsverfahren war nicht ganz einfach. Nachdem Hansen zusammen mit Bernd Diehle und anderen Mitstreitern die „Projektentwicklungsgesellschaft Budersand GmbH“ gegründet hatte, begann der Gang durch die Instanzen. Eine Vorgabe, die zu beachten war, bestand in den Auflagen des Landesnaturschutzgesetzes. So waren beispielsweise Neubauten nicht erlaubt. Die Golfvisionäre entwickelten jedoch ein Konzept, das durch seine Renaturierung und den weitgehenden Verzicht auf Bebauung, die entscheidenden Gremien überzeugte.

Altes Baumaterial in neuer Topografie verwertet

So konnten 2005 die Bagger anrücken. Sie rissen 40 Gebäude ab, entsorgten Öltanks und Kläranlagen und renaturierten die versiegelte Landschaft. Einige wenige Kasernengebäude blieben erhalten und dienen heute als Jugendherberge und Erholungsheime. Die Arbeiten dauerten insgesamt eineinhalb Jahre. Die belastete Erde wurde ausgetauscht und über den Hindenburgdamm von der Insel gebracht. Das meiste Material aus circa 25.000 Quadratmetern Unterkünften und etwa 100.000 Quadratmetern Straßen wurde dagegen in aufwendigen Verfahren zerkleinert. Dieses Baumaterial nutzte man bei der anschließenden Golfplatzgestaltung als Grundlage und für das Design der Topografie. Ein Verfahren, das heute vielfach im Bau Verwendung findet, und einen hohen nachhaltigen Nutzen hat.

Eine Golfbahn auf einem Links-Platz
(Foto: GC Budersand)

„Hansen hatte freie Gestaltungsmöglichkeiten zwischen der natürlichen Düne Budersand an der Wattseite und der Düne, auf der heute das Clubhaus steht. Das Gelände dazwischen war flach und konnte mit Hilfe des wiederverwendeten Baumaterials der Natur angepasst gestaltet werden“, erklärt Werner Rudi, der Geschäftsführer des GC Budersand im Gespräch mit 123golfsport. „Teilweise befinden sich noch historische Bunker aus Stahlbeton unter dem Platz. Diese konnten nicht abgerissen werden. In Absprache mit dem Naturschutz wurden die Anlagen mit Sand verfüllt und mit Erde überdeckt,“ verrät Rudi, der in Personalunion auch Präsident des GC Sylt ist.

Im Jahr 2008 erfolgte die Eröffnung des Golfplatzes Budersand. Als Clubhaus und Gastronomie fungierte die ehemalige Fernmeldestation der Militärkaserne, die erhöht über dem heutigen ersten Abschlag thront. 2009 kam das Fünf-Sterne Hotel „Budersand – Golf & Spa“ hinzu. Gebaut wurde es auf dem Platz der ehemaligen Kläranlage des Marienstützpunktes mit schönem Blick auf den Hörnumer Yachthafen.

„Das Projekt meines Lebens“

Der Platz vereint viele Elemente eines klassischen Links-Kurses: Die Topographie wird durch Dünen dominiert. Der Bewuchs ist mit Strandhafer, Ginster und Heidekraut typisch. Die Fairways sind breit und im Sommer hart. Insgesamt 96 Topfbunker erschweren die Annäherungen auf die schnellen, ondulierten Grüns. Als Signature Hole gilt die 15. Bahn: Vom Abschlag blickt man auf ein nur etwa 95m entferntes Grün. Zwei Bunker bewachen dieses. Im Hintergrund sind die Insel Föhr und das Hotel Budersand zu sehen. Die Bahn liegt direkt an der Wattseite der Insel. Wind spielt hier eine entscheidende Rolle. Der Platz ist das ganze Jahr spielbar, meist auf Sommergrüns, und in einem hervorragenden, gepflegten Zustand. Das Greenfee staffelt sich je nach Saison zwischen 50 und 120 Euro zu den Spitzenzeiten. Dafür bekommt man ein ursprüngliches Golferlebnis, was sich sonst so nur auf den britischen Inseln empfinden lässt. 

Ein Fairway der auf Kasernengebäude zusteuert
(Foto: Frank Biller)

Rolf-Stephan Hansen nannte den GC Budersand einmal als „das Projekt meines Lebens“. Dass dies nicht sein letztes sein sollte zeigt die Gegenwart. Zusammen mit dem Planungsbüro Himmel Golf Design stellt er gerade das Redesign des GC Sylt in Wenningstedt fertig.

Titelbild: Stefan von Stengel

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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