Historische Amateursensation: Dunlap gewinnt The American Express
Das junge Golfjahr steckt bislang voller Überraschungen. Schon beim Saisonauftakt der PGA Tour in Hawaii hatte es zwei unerwartete Sieger gegeben, doch der Ausgang des dritten Turniers sprengte nun völlig den Rahmen: Mit Nick Dunlap gewann am vergangenen Wochenende der erste Amateur seit 1991.
Im kalifornischen La Quinta hatte es der 20-jährige Youngster mit einer Vielzahl gestandener Profis zu tun. Nach der ersten Runde am Donnerstag teilten sich der 47-jährige Zach Johnson und der 41-jährige Alex Norén die Führung – beide also mehr als doppelt so alt wie Dunlap. Am Freitag eroberte dann mit Sam Burns ein letztjähriger Ryder-Cup-Teilnehmer die Spitzenposition.
Doch am Moving Day schlug die große Stunde des Amateurs. Nach einer 64 am Donnerstag und einer 65 am Freitag hatte Dunlap in Lauerstellung gelegen. Am Samstag spielte er dann im La Quinta Country Club, dem leichtesten der drei Austragungsplätze. Mit einer sensationellen 60 lieferte er dort die beste Runde des gesamten Wettbewerbs ab und stürmte an der versammelten Konkurrenz vorbei.
Dreikampf mit neuer Besetzung
Vor dem Finale auf dem Pete Dye Stadium Course führte Dunlap mit einem Zwischenergebnis von 27 unter Par. Den letzten Flight am Sonntag komplettierten Burns mit −24 und Justin Thomas mit –23 – noch so ein riesengroßer Name. Doch der ehemalige Weltranglistenerste kam nur schleppend in seine Schlussrunde. Auf den ersten sieben Löchern blieb er ohne Birdie. Aufgrund seines Rückstands war das zu wenig, um in den Titelkampf eingreifen zu können.
Doch auch Dunlap hatte nach den niedrigen Scores der Vortage mit sich zu kämpfen. Die Drucksituation im Finale machte sich bemerkbar. Auf der siebten Bahn versenkte er seinen Abschlag im Wasser und musste ein Double Bogey hinnehmen. Weil Burns parallel ein Birdie gelang, lagen die beiden plötzlich gleichauf.
In Abwesenheit von Thomas verhinderte Kevin Yu, dass aus dem Dreikampf ein Duell wurde. Dieser hatte einen Sahnetag erwischt und kam mit jedem Birdie näher heran. Mit seinem neunten Schlaggewinn des Tages am 14. Loch schloss er erstmals zum Spitzenduo auf. Es folgte sogar noch ein weiteres, doch kurz vor Schluss ging ihm die Luft aus. Mit einem abschließenden Bogey auf der 18 verabschiedete auch er sich aus dem Titelrennen.
Jugend schlägt Erfahrung
Dunlap war zwischenzeitlich hinter Burns zurückgefallen, doch mit einem Birdie auf der 16 sorgte er dafür, dass es Kopf an Kopf auf die letzten zwei Bahnen ging. Mit dem, was dann geschah, hatten wohl nur die wenigsten gerechnet: Nicht der junge Amateur, sondern der erfahrene Profi verlor die Nerven. Burns ging mit beiden Abschlägen baden und kassierte jeweils ein Double Bogey. Damit fiel er auf den geteilten sechsten Rang zurück und landete sogar hinter Thomas, der am Ende mit Yu und Xander Schauffele den dritten Platz belegte.
Der Weg war also frei für den Amateur, doch er benötigte noch das Par auf der 18, um ein Playoff gegen Christiaan Bezuidenhout zu vermeiden, der plötzlich zu seinem ärgsten Konkurrenten geworden war. Nach einem verzogenen Abschlag ins Rough, einem glücklichen Break beim Annäherungsschlag und einem gelungenen Chip auf das Grün lochte Dunlap tatsächlich seinen Putt aus knapp zwei Metern zum Sieg. Mit einer 70 in der Schlussrunde schraubte er sein Gesamtergebnis auf −29. Damit stellte er den neuen Turnierrekord für vier Runden auf.
Historischer Sieg, aber kein Preisgeld
Erstmals seit mehr als drei Jahrzehnten konnte damit wieder ein Amateur ein Turnier auf der PGA Tour gewinnen. Zuletzt war das niemand Geringerem als Phil Mickelson bei der Northern Telecom Open 1991 gelungen. Mit seinem Alter von 20 Jahren und 29 Tagen ist Dunlap zudem der jüngste Champion seit Jordan Spieth beim John Deere Classic 2013. Er befindet sich also in bester Gesellschaft.
Im vergangenen Jahr hatte Dunlap bereits mit seinem Triumph bei der U.S. Amateur auf sich aufmerksam gemacht. Nach seinem Premierensieg auf der PGA Tour muss er die Entscheidung treffen, ob er ins Profilager wechselt oder weiter für die University of Alabama spielt. Das beeinflusst, bei welchen Events er in Zukunft startberechtigt ist.
Rückwirkend kann sich Dunlap keinesfalls zum Profi erklären. Deshalb erhält er für seinen ersten Rang weder FedExCup-Punkte noch Preisgeld. Über die anderthalb Millionen US-Dollar, die eigentlich für den Sieger gedacht waren, darf sich deshalb der zweitplatzierte Bezuidenhout freuen.
Deutsches Duo unzufrieden
Für die beiden Deutschen im Teilnehmerfeld verlief The American Express eher enttäuschend. Stephan Jäger schien nach drei Runden unter 70 auf dem Weg zu einem guten Resultat, doch im Finale konnte er nicht an die Vortage anknüpfen. Durch ein Bogey auf der 16 und ein Double Bogey auf der 18 beendete er seine Schlussrunde mit Even Par. Dadurch fiel er um 24 Plätze auf den geteilten 52. Rang zurück.
Matti Schmid war am Sonntag nicht mehr dabei. Nach durchaus vielversprechenden Runden von 69 auf dem Nicklaus Tournament Course und 67 auf dem Stadium Course kam er im La Quinta Country Club nicht über eine 71 hinaus. Damit hatte er keine Chance, den Cut zu überstehen.
Foto: AFP