Italian Open: Keine Urlaubsstimmung an der Adria
Nach drei Ausgaben auf dem Ryder-Cup-Platz in Rom zieht das italienische Traditionsturnier weiter in die Emilia-Romagna. Der Austragungsort befindet sich in unmittelbarer Nähe der Adriaküste, doch Urlaubsstimmung wird bei den Teilnehmern eher nicht aufkommen, denn es steht einiges auf dem Spiel.
Mit einem Preisgeld von insgesamt 3,25 Millionen US-Dollar ist die Italian Open auf der DP World Tour das bislang höchstdotierte Turnier der laufenden Saison – abgesehen natürlich von den Majors und der Rolex Series. Über eine halbe Million verdient der Sieger. Dieser bekommt außerdem wie üblich 500 von insgesamt 3.000 Punkten für das Race to Dubai.
Einige Teilnehmer haben die Zähler besonders im Blick, denn der European Swing neigt sich dem Ende. Die Italian Open ist das vorletzte Turnier dieses Abschnitts, der kommende Woche bei der BMW International Open in München endet. Der Swing-Champion gewinnt nicht nur 200.000 US-Dollar, sondern qualifiziert sich auch für die Genesis Scottish Open und sämtliche Back-9-Events.
Auf der Zielgeraden ist das Rennen noch völlig offen. Nur 17 Punkte liegen zwischen dem Spitzentrio der Swing-Wertung. Angeführt wird das Ranking derzeit noch von Soudal-Open-Sieger Nacho Elvira, doch dieser setzt in dieser Woche aus. Den Verfolgern bietet sich deshalb die Gelegenheit, die Führung zu erobern. Dem zweitplatzierten Laurie Canter, der den Großteil seiner Zähler mit dem Premierensieg bei der European Open verdient hat, würde schon ein Resultat in den Top 50 reichen.
Dritter ist aktuell Guido Migliozzi, der am vergangenen Wochenende die KLM Open für sich entschied. Der Italiener hat nicht nur die Spitzenposition im Swing-Ranking, sondern auch den ersten Heimsieg bei der Italian Open seit Francesco Molinari 2016 im Visier. Ein weiterer Titelanwärter aus dem Lager der Gastgeber ist der wiedererstarkte Matteo Manassero.
Zwei Major-Plätze, zwei Major-Champions
Nicht nur das Finale des European Swings rückt näher, sondern auch The Open 2024 in Royal Troon. Einer der Mitwirkenden wird Migliozzi sein, der sich seinen Platz im Feld mit dem Sieg in Amsterdam gesichert hat. Auch die Italian Open gehört zur sogenannten Open Qualifying Series. Die besten zwei Teilnehmer, die nicht schon startberechtigt sind, qualifizieren sich für das letzte Major der Saison. Danach dauert es wieder ein Dreivierteljahr, bis sich die Besten aller Touren miteinander messen – natürlich beim Masters.
In Augusta wird auch Danny Willett dabei sein, der dort als Besitzer eines grünen Jacketts ein lebenslanges Startrecht genießt. Der achtfache Turniersieger auf der DP World Tour ist bei der Italian Open einer von zwei Masters-Champions im Feld. Der andere dürfte mit seiner bloßen Teilnahme für Diskussionsstoff sorgen: LIV-Golfer Patrick Reed kehrt nach knapp anderthalb Jahren auf die DP World Tour zurück. Beim letzten Mal in Dubai geriet der polarisierende Profi mit Rory McIlroy aneinander und mit dem sogenannten Tee-Gate in die Schlagzeilen. Aufgrund seiner unbestrittenen Qualität geht er allerdings bei der Italian Open als einer der Topfavoriten ins Rennen.
Wiesberger verfügt über Erfahrung, Konstanz und Form
Zu den aussichtsreichsten Titelkandidaten gehört auch Reeds ehemaliger LIV-Kollege Bernd Wiesberger, der schon länger wieder auf der DP World Tour mitwirkt. Der Österreicher gewann die Italian Open 2019 im Olgiata Golf Club von Rom, als das Event noch Teil der Rolex Series war. In der laufenden Saison hat er bei zehn Teilnahmen erst einmal den Cut verpasst. Zuletzt fuhr er bei der European Open und bei der KLM Open zwei Top-Ten-Platzierungen in Folge ein. Erfahrung, Konstanz und Form sprechen also für ihn.
Wiesberger ist einer von 14 Teilnehmern aus der DACH-Region. Lukas Nemecz und Matthias Schwab komplettieren die österreichische Delegation. Aus der Schweiz sind Joel Girrbach und Benjamin Rusch dabei. Deutschland stellt mit neun Vertretern wie üblich die meisten: Nick Bachem, Jannik de Bruyn, Nicolai von Dellingshausen, Hurly Long, Yannik Paul, Max Rottluff, Marcel Schneider, Freddy Schott und Marcel Siem.
Traditionsturnier auf unbekanntem Terrain
Die Italian Open ist eine feste Größe im europäischen Golfsport. Seit 1925 existiert das Traditionsturnier, seit 1972 gehört es zur damals neu gegründeten European Tour. In der Siegerliste finden sich große Namen wie Tony Jacklin, Billy Casper, Bernhard Langer, Sandy Lyle und Sam Torrance. Der amtierende Champion fehlt allerdings im diesjährigen Feld: Adrian Meronk wird den Titel nach seinem LIV-Wechsel nicht verteidigen.
Gespielt wird erstmals im Adriatic Golf Club Cervia, der sich südlich von Ravenna an der Küste befindet. Eigentlich gibt es dort drei Neun-Loch-Plätze, von denen zwei zu einem Par-71-Kurs mit einer Länge von 6.989 Yards (6.391 Metern) verschmolzen werden. Weil die beiden von verschiedenen Architekten stammen, dürften sich Front Nine und Back Nine unterschiedlich spielen – eine interessante Ausgangssituation.
Titelbild: AFP