Südafrikanischer Heimsieg: Norris gewinnt Alfred Dunhill Championship

Wieder einmal hat der Leopard Creek Country Club auf der DP World Tour ein Spektakel präsentiert – sowohl auf dem Platz als auch drumherum. Neben der südafrikanischen Tierwelt gab es ein spannendes Turnier mit einem unvorhergesehenen Ausgang zu bestaunen. Shaun Norris hatte vor dem Finale noch außerhalb der Top Ten rangiert, doch mit einer brillanten Schlussrunde zog der Lokalmatador an der Konkurrenz vorbei, deren letzte Titelhoffnungen im Wasser versanken.
Nachdem die letzte Ausgabe der Alfred Dunhill Championship wegen starker Regenfälle und Blitzgefahr erst am Montag beendet werden konnte, war das Wetter diesmal gut – ein bisschen zu gut. Am Donnerstag und am Freitag überstiegen die Temperaturen teilweise die Marke von 40 Grad Celsius. Wer es ins kühlere Wochenende schaffen wollte, musste zuerst in diesem Glutofen bestehen.
Einer, der überraschend scheiterte, war der Titelverteidiger. Es kann nur gemutmaßt werden, ob tatsächlich die Hitze dafür verantwortlich war, dass ihm auf dem durchaus anspruchsvollen Schlussabschnitt des Kurses die Luft ausging. Louis Oosthuizen kassierte zunächst am 16. Loch seiner zweiten Runde ein Double Bogey. Auf der 18, einer Par-5-Bahn, verlor er dann einen weiteren Schlag, der ihn den Cut um Haaresbreite verpassen ließ. Es sollte nicht das einzige Drama am letzten Loch bleiben – doch dazu später mehr.
Am besten kam Marcus Kinhult mit den brutalen Bedingungen zurecht. Am Freitag übernahm er die Führung von Andy Sullivan und distanzierte den Rest des Feldes um drei Schläge. Als es sich am Samstag dann endlich abgekühlt hatte, verteidigte der neue Spitzenreiter seine Position. Vor dem Finale stand er bei einem Zwischenergebnis von 14 unter Par. Dahinter folgten Ryan van Velzen mit zwei und Darius van Driel mit drei Schlägen Rückstand.

Den späteren Champion hatte zu diesem Zeitpunkt wohl kaum jemand wirklich auf dem Zettel. Nach Runden von 67, 70 und 71 auf dem Par-72-Kurs belegte Norris mit einem Zwischenergebnis von −8 den geteilten 14. Rang. Mit einem Rückstand von sechs Schlägen befand er sich jedenfalls nicht gerade in Schlagdistanz.
Jugend gegen Erfahrung im Finale
Doch am Sonntag bekamen zwei Drittel des Spitzentrios früh Probleme. Van Driel musste zwei aufeinanderfolgende Schlagverluste am zweiten und dritten Loch hinnehmen. Kinhult spielte zwar ein Birdie auf der zweiten Bahn, doch von der dritten bis zur siebten unterliefen ihm zwei Bogeys und ein Double Bogey. Einzig van Velzen hielt sich wacker, obwohl auch dem 23-jährigen Talent der Druck anzumerken war.
Zu seinem ärgsten Konkurrenten erwuchs zunächst Ángel Ayora – auch erst zwanzig Jahre alt. Ihm war mit vier Birdies auf den ersten sechs Löchern seiner Schlussrunde der beste Start aller Titelanwärter gelungen. Doch mit dem möglichen Premierensieg auf der DP World Tour vor Augen verlor das junge Spitzenduo den Faden. Plötzlich blieben die Schlaggewinne bei beiden aus.
Stattdessen schlug nun die Stunde der Routiniers. Zuerst tauchte der 38-jährige John Parry in geteilter Führung auf. Später kam der 42-jährige Norris hinzu, dem ein Eagle am zweiten Loch und fünf Birdies im weiteren Verlauf des Finales gelungen waren. Einziger Makel war ein Double Bogey auf der schwierigen siebten Bahn.
Zwischenzeitlich lagen Ayora, Norris, Parry und van Velzen gleichauf mit −13 in Führung. Dieses Gesamtergebnis brachte Norris mit dreimal Par als Erster ins Clubhaus. Was seine niedrige Schlussrunde von 67 letztlich wert sein würde, war jedoch nicht absehbar. Van Velzen im letzten Flight hatte schließlich zu diesem Zeitpunkt noch fünf Löcher zu spielen.
Youngster gehen am letzten Loch baden
Doch während Norris wartete, zeigten seine Konkurrenten Nerven. Parry kassierte einen Schlagverlust auf der 16, von dem er sich nicht mehr erholte. Ayora und van Velzen erwischte es dann besonders bitter: Beide versenkten ihren Annäherungsschlag auf der 18 hinter dem Grün im Wasser. Statt des angestrebten Birdies auf dem Par-5-Loch notierten sie jeweils ein Bogey – und der Champion stand fest.
Für Norris war es der zweite Sieg seiner Karriere auf der DP World Tour. Hinter ihm teilten sich Kinhult, Parry und van Velzen mit einem Schlag Rückstand den zweiten Platz. Einen weiteren Schlag dahinter folgten Ayora und van Driel auf dem geteilten fünften Rang.
Doppelsieg nach fast dreijähriger Durststrecke
Im Gegensatz zu all seinen Kontrahenten war Norris vor der Alfred Dunhill Championship kein Mitglied der DP World Tour, sondern über die mitverantwortliche Sunshine Tour ins Feld gekommen. Deshalb gab es für seinen Sieg auch keine Punkte für das Race to Dubai, aber natürlich das Preisgeld in Höhe von gut 250.000 Euro.
Außerdem kann Norris nun für zwei Saisons über die Exemption Category 4 an den meisten Events der DP World Tour teilnehmen. In dieser Kategorie für Champions kleinerer Turniere wurde er bereits nach seinem Premierensieg geführt. Im März 2022 hatte er die einzige Ausgabe der Steyn City Championship für sich entschieden – ebenfalls in seiner südafrikanischen Heimat. Danach blieben größere Erfolge jedoch aus, sodass er seine Startberechtigung wieder verlor.
Zuletzt war Norris neben der Sunshine Tour auch auf der Japan Golf Tour aktiv. Erst vor zwei Wochen fuhr er bei deren Saisonfinale, dem Golf Nippon Series JT Cup, seinen ersten Titel seit jener Steyn City Championship ein. Es hatte sich also schon angedeutet, dass mit ihm zu rechnen ist. Dass aber direkt im Anschluss ein Sieg auf der DP World Tour herauskommt, dürfte auch ihn selbst überrascht haben.
Nicht nur für Norris persönlich, sondern auch für den südafrikanischen Golfsport im Allgemeinen war das Turnier ein voller Erfolg – wieder einmal. Zum vierten Mal in Folge wurde die Alfred Dunhill Championship von einem Lokalmatadoren gewonnen. Seit 2011 gab es bei zehn von zwölf Editionen einen Heimsieg.
Schneider klettert beharrlich
Von den fünf Teilnehmern aus der DACH-Region konnte bei der Alfred Dunhill Championship nur einer wirklich überzeugen: Marcel Schneider kämpfte sich in der südafrikanischen Sauna mit Runden von 71 am Donnerstag und 72 am Freitag gerade so ins Wochenende. Mit einer 69 am Samstag und einer 68 am Sonntag konnte sich der Deutsche dann jedoch steigern. Der Lohn war ein 15. Rang in der Endabrechnung. Ohne die zwei Bogeys auf seinen letzten beiden Löchern, wäre sogar eine Top-Ten-Platzierung möglich gewesen.

Bei Matti Schmid lief es dagegen umgekehrt. Der Deutsche hatte zwar im Gegensatz zu seinem Landsmann Nicolai von Dellingshausen, dem Österreicher Bernd Wiesberger und dem Schweizer Joel Girrbach den Cut überstanden, verschlechterte sich jedoch im Verlauf des Wettbewerbs. Nach einer vielversprechenden 68 zum Auftakt, ging es mit Runden von 73, 75 und 75 abwärts. Letztlich landete er auf dem geteilten 59. Rang.
Fotos: AFP