Das Eagle beim Golf – Warum heißt der perfekte Schlag wie ein Vogel?

Ein Golfer mit Adlermaske

Jeder Sport hat seine eigenen Begrifflichkeiten und Fachausdrücke. So auch der Golfsport. Einsteiger wundern sich immer wieder über die Vogelnamen – Birdie, Eagle und Albatros. 

Um zu verstehen, warum der Golfer seine Schläge mit Vogelnamen bezeichnet, muss man ein paar grundlegende Dinge über die Zählweise wissen, mit der beim Golf gespielt wird. Auf Golfplätzen ist jedem Loch ein gewisser Wert zugeteilt, der aussagt, in wie vielen Schlägen es zu Spielen sein soll. Dieser Wert ist das sogenannte Par. In der Regel reicht dies von Par 3 – was ein relativ leichtes Loch wäre – bis zu Par 5 – ein tendenziell schwieriges Loch mit häufig großer Distanz. Nun ist die Frage, wie viele Schläge der Spieler jeweils für ein gewisses Loch braucht. Benötigt er exakt die von den Platzdesignern vorgesehene Zahl an Schlägen, so spricht man davon, dass er per spielt – oder im englischen Sprachraum auch even par. 

Mit „Birdie“ war eigentlich kein Vogel gemeint

Hat er das Loch jedoch mit weniger Schlägen als vorgesehen gespielt, so kommen die Vogelnamen ins Spiel. Benötigt der Spieler also beispielsweise anstatt einer vorgesehenen Vier lediglich drei Schläge, so spricht man von einem Birdie. Der Begriff hat eigentlich eher umgangssprachlichen Charakter. Und ursprünglich hatte das Ganze auch nichts mit Vögeln zu tun. Im US-Amerikanischen Sprachraum bedeutet Birdie so viel wie „hervorragend“, „fantastisch“ oder „ausgezeichnet“. Kurzum – die amerikanischen Golfer wollten lediglich ausdrücken, dass hier ein sehr guter Schlag mit dem Eisen vollführt wurde. Erstmals wurde der Begriff 1911 in einem US-Golfmagazin erwähnt. In den offiziellen Regelwerken der großen Golfverbände findet sich der Begriff gar nicht wieder.

Doch wie es so ist: Wenn etwas gut ankommt, dann verselbstständigen sich manchmal gewisse Dinge. Und so wurde das Vogel-Thema in der Golfwelt aufgegriffen und die Begrifflichkeit sogar erweitert. Was das genau bedeutet? Schafft ein Golfer ein Loch mit nicht nur einem Schlag sondern sogar zwei Schlägen unter der Bahnvorgabe, so spricht man mittlerweile von einem „Eagle“. Zu Deutsch: Adler. Obwohl also ursprünglich mit Birdie nicht der Vogel gemeint war, ist diese Interpretation also im kollektiven Gedächtnis geblieben. Zwei unter par sind dann also ein Adler – eben ein besonders großer Vogel. Für ein Eagle müsste man beispielsweise den Ball auf einem par 5 schon mit dem dritten Schlag einlochen. Dafür muss von Abschlag bis zum Putt alles passen. 

Der Albatros ist tatsächlich größer als der Adler

Doch es geht sogar noch besser und der Vogel kann dementsprechend noch größer werden. Kann ein Golfer nämlich eine Bahnvorgabe sogar mit drei Schlägen unterbieten, so bezeichnet man dies als „Albatros“. Und jawohl, diese Reihenfolge ist auch aus zoologischer Warte korrekt. Obwohl dem Adler je oftmals zugeschrieben wird, der „König der Lüfte“ zu sein, so erreicht der Riesenseeadler als der Goliath seiner Gattung eine Körpergröße von bis zu 105 Zentimetern. Der Wandelalbatros hingegen wird zwischen 117 und 135 Zentimeter groß. Was die Flügelspannweite betrifft, so ist der Wandelalbatros sogar mit bis zu 3,50 Metern weltweit der Spitzenreiter. Vielleicht haben ornithologisch veranlagten Golfer an jene Spannweite gedacht, als sie die dreifache Bahnvorgaben-Unterschreitung benannt haben. Denn um Weite geht es bei solchen golferischen Erfolgen ja in erster Linie. 

Ein Albatros, das kann sich jeder ausrechnen, ist im Golf natürlich nur sehr schwer zu erzielen und lässt sich beinahe ausschließlich auf Par 5 Bahnen umsetzen. Diese müsste man mit lediglich zwei Versuchen abschließen und dafür muss bis hin zum Windeinfall wirklich alles passen. Auf einer 4er Bahn ist die „große Möwe“ rechnerisch auch möglich. Dafür muss man den Ball aber direkt mit dem Abschlag per Hole-in-One einlochen. Und da Hole-in-Ones wegen der meist geringeren Weite eher etwas für den 3er-Bereich ist, kommt auch das nur äußerst selten vor. Machen wir es kurz: Der Eagle und erst recht der Albatros ist etwas für absolute Profis. Und selbst die sind häufig sehr vorsichtig, was das angeht. Was hat sich etwa die Deutsche Proette Sophie Hausmann gesagt, als sie ihr erstes Turnier auf der Symetra Tour gewann: „Par ist dein Freund“

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(Foto: AFP)

„Eagle“ jedenfalls ist heutzutage selbstredend ein sehr beliebter und häufig gebrauchter Begriff in der Golfwelt, wenn es darum geht, Marken zu benennen. Man denke etwa an den „Green Eagle“ Kurs in Winsen an der Luhe, an dem auch in diesem Jahr wieder die Porsche European Open im Rahmen der DP World Tour stattfinden. Im Nachbarland Österreich hingegen werden im Rahmen der Pro Golf Tour die Haugschlag NÖ Open by perfect eagle ausgetragen.

Der Vollständigkeit halber soll bei so viel Unterschreitung der Bahnvorgaben auch noch erwähnt werden, dass es natürlich auch in die andere Richtung gehen kann: Überschreitet man nämlich die Bahnvorgabe mit einem Versuch mehr, so muss man leider ein „Bogey“ notieren. Und für die Erklärung dieses Begriffs verlassen wir die Vogelkunde. Dieser geht nämlich zurück auf den „Bogey Man“, ein böser Unhold, der im deutschen vielleicht mit dem Butzemann zu vergleichen ist. Seinen etymologischen Ursprung hat das Wort wohl im Schottischen – wie passend: dem Mutterland des Golfsports. Mit „Bogle“ war im Brauchtum nämlich ein gemeiner Kobold gemeint. Die Golfer dieser Welt kämpfen also gegen das Böse, indem sie die Bahnvorgaben erreichen.

Foto: Johnathan / Adobe Stock

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