U.S. Open 2024: Rückkehr nach Pinehurst

Martin Kaymer jubelt über den Sieg bei der U.S. Open 2014

Vor zehn Jahren feierte Martin Kaymer bei der U.S. Open auf Pinehurst No. 2 den wohl größten Sieg seiner Karriere. Zum Jubiläum kehren das Major und sein damaliger Champion auf den legendären Platz in North Carolina zurück. In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert.

Im Frühsommer 2014 erreichte Kaymer den Höhepunkt seiner Laufbahn. Eine solche Aussage mag vielleicht überraschen, denn auch die vorherigen Meilensteine seines Werdegangs können sich sehen lassen: erster Major-Sieg bei der PGA Championship 2010, Weltranglistenerster 2011, entscheidender Putt beim Miracle of Medinah 2012. Doch der Triumph bei der U.S. Open war aus zwei Gründen besonders.

Erstens hatte sich Kaymer zwischenzeitlich in einer Krise befunden und war sogar aus den Top 50 der Weltrangliste herausgefallen. Als er sich im Mai 2014, einen Monat vor der U.S. Open, mit dem Sieg bei der Players Championship zurückmeldete, war das deshalb schon ein echtes Ausrufezeichen. Doch im Juni sollte er sich selbst und sämtliche Erwartungen übertreffen.

Denn zweitens war die Art und Weise, wie Kaymer diese U.S. Open gewann, wahrhaft außergewöhnlich. Mit zwei Runden von 65 stellte er zunächst einen neuen Turnierrekord für den niedrigsten Score nach 36 Löchern auf. Am Ende wurde es ein Start-Ziel-Sieg mit einem Gesamtergebnis von neun unter Par und einem astronomischen Vorsprung von acht Schlägen. Es war einer der dominantesten Major-Auftritte der Golfgeschichte.

Martin Kaymer jubelt beim Ryder Cup 2012

Gleichzeitig war es allerdings für Kaymer auch der letzte große Einzeltitel. Sowohl auf der PGA Tour als auch auf der damaligen European Tour spielte er noch mehrfach oben mit, doch der große Wurf wollte ihm nicht mehr gelingen. Nach acht sieglosen Jahren wechselte er 2022 auf die umstrittene LIV-Tour, doch auch dort stellte sich lange kein Erfolg ein.

Mittlerweile ist schon ein Jahrzehnt ohne Einzelsieg vergangen. Wenn der 39-Jährige nach Pinehurst zurückkehrt, dürfte deshalb auch etwas Wehmut mitschwingen. Zuletzt zeigte Kaymers Formkurve jedoch endlich wieder nach oben. Beim LIV-Event in Houston gewann der Kapitän mit seinem Cleeks GC erstmals die Mannschaftswertung. Pünktlich zum Jubiläum scheint das Tief überwunden.

Scheffler auf den Spuren des Tigers

Kurz bevor Kaymer die U.S. Open gewann, hatte ein 17-jähriger Amateur namens Scottie Scheffler auf der PGA Tour debütiert. Dessen Entwicklung kannte im vergangenen Jahrzehnt nur eine Richtung: steil nach oben. Der Teenager von damals ist heute der unumstritten beste Golfspieler der Welt. In dieser Saison hat er bereits das Masters, die Players Championship und drei hochdotierte Signature Events gewonnen, zuletzt das Memorial Tournament am vergangenen Wochenende.

Bei der U.S. Open ist die Favoritenrolle deshalb klar verteilt. Tatsächlich stößt Scheffler bei den Buchmachern in Sphären vor, die seit langer Zeit nicht mehr erreicht wurden. Die Quoten des aktuellen Weltranglistenersten sind die niedrigsten bei einem Major seit jenen von Tiger Woods bei der PGA Championship 2009.

Scottie Scheffler hält seine Kappe in der Hand und jubelt über den Sieg beim Masters.

Apropos Tiger Woods: Dieser geht beim dritten Major des Jahres ebenfalls an den Start. Nachdem er zuletzt bei der PGA Championship den Cut deutlich verpasste, unternimmt er nun einen erneuten Anlauf. Erstmals seit seinem zweiten Platz bei der U.S. Open 2005 tritt er wieder zu einem Wettkampf auf Pinehurst No. 2 an. Ein Sieg dort ist einer der wenigen, die ihm in seiner illustren Sammlung fehlen.

Traumkonstellation vor dem Wochenende

Neben dem alten und neuen Dominator des Golfsports lässt sich natürlich auch die restliche Elite das Großereignis nicht entgehen. Besonders im Fokus stehen PGA-Champion Xander Schauffele und Wells-Fargo-Champion Rory McIlroy, die zunächst mit Scheffler einen hochspannenden Flight bilden. Damit geht das Spitzentrio aus Weltrangliste und FedExCup in den ersten beiden Runden gemeinsam auf den Platz. Zu den aussichtsreichen Kandidaten gehören auch Titelverteidiger Wyndham Clark und der formstarke Collin Morikawa.

Wyndham Clark reckt jubelnd eine Faust hoch

Aus dem Kreis der LIV-Profis nimmt ein Dutzend teil. Darunter sind fünf ehemalige U.S.-Open-Champions, die sechs der letzten zehn Turnierausgaben gewonnen haben: Jon Rahm (2021), Bryson DeChambeau (2020), Brooks Koepka (2018, 2017), Dustin Johnson (2016) und natürlich Kaymer (2014).

Kaymer ist zudem einer von drei Teilnehmern aus der DACH-Region. Sein deutscher Landsmann Stephan Jäger konnte sich erstmals seit 2021 wieder für die U.S. Open qualifizieren. Der Österreicher Sepp Straka war dagegen in den letzten beiden Jahren dabei, verpasste aber jeweils den Cut.

Aus Tradition schwierig

Bekannt ist die U.S. Open besonders für ihren hohen Schwierigkeitsgrad. Auch Pinehurst No. 2 dürfte den Teilnehmern wieder alles abverlangen. Auf dem legendären Platz im Pinehurst Resort wurde das Major bisher dreimal ausgetragen. Vor der Ausnahmeleistung von Kaymer hatten Michael Campbell mit Even Par (2005) und Payne Stewart mit −1 (1999) gewonnen.

Eigentlich handelt es sich bei Pinehurst No. 2 um einen Par-72-Kurs, doch bei der U.S. Open wird er wie üblich als Par 70 gespielt – schon das dürfte für zahlreiche Schlagverluste sorgen. Von den eigentlich vier Par-5-Löchern werden die beiden kürzeren in Par-4-Löcher umgewandelt. Die achte Bahn wirkt nun mit 488 Yards (446 Metern) schon relativ lang, doch die 16 ist mit 530 Yards (485 Metern) ein echtes Monster. Insgesamt misst der Platz 7.548 Yards (6.902 Meter).

Doch die Distanz ist längst nicht die einzige Herausforderung. Pinehurst No. 2 ist berühmt-berüchtigt für seine welligen Grüns, die bei den Annäherungsschlägen keinerlei Fehler verzeihen. Der Lohn für die Mühen ist ein stattliches Preisgeld von insgesamt 20 Millionen US-Dollar. Der Champion erhält davon fast vier Millionen – und natürlich das Prestige eines Major-Sieges.

Fotos: AFP

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