Was ist eigentlich an dem Hype um Carbon dran? Gastbeitrag von Marco Burger / HIO Fitting

Zwei Bilder eines Golfschlägerkopfes in Nahaufnahme

Carbon Wood ist seit einiger Zeit in aller Munde. Aber was ist dran an dem Hype? Kann Otto-Normal-Golfer dank des Material-Trends tatsächlich die berühmten paar Prozent rausholen? Marco Burger von HIO Fitting hat sich dieser Frage angenommen.

Marco Burger ist Gründer und CEO der HIO Fitting GmbH. Das Unternehmen betreibt Europas größtes Fittingstudio für Golfschläger. Als Gastautor von 123golfsport.de schreibt Marco über Technik- und Materialthemen.

Schon ein paar Jahre ist es her als das erste Mal Driverköpfe mit Carbonanteilen auf den Markt kamen. Damals hat es geheißen, man könne erheblich Gewicht einsparen bzw. dieses an anderen Stellen gezielt einsetzen. TaylorMade war mit einer der ersten großen Hersteller, der fortan jedes Drivermodell mit mehr und mehr Carbon ausstattete. Neben dem Thema Gewicht kann das „neue“ Material auch Einfluss auf den Sound und damit das Schlaggefühl sowie die Optik des Schlägers nehmen.

Egal ob bei Autos oder eben Golfschlägern – die schimmernde Carbon-Optik wirkt cool, technologisch und vor allem innovativ. Carbon wirkt hinsichtlich des Sounds dämpfend, ganz im speziellen, wenn dieses wie bei der aktuellen TaylorMade Stealth Serie an der Schlagfläche eingebracht wird. Die ursprünglich und immer noch sehr verbreitete Titanium-Schlagfläche erzeugt einen wesentlich metallischeren Klang. An den Sound des Schlägers kann man sich in den meisten Fällen gewöhnen, solang die Performance des Drivers überzeugt. Hinsichtlich der Performance spielt das absolute Gewicht des Kopfes, sowie dessen Gewichtsverteilung eine große Rolle.

Leichter Schaft – leichter Kopf!

Immer mehr Spieler:innen bevorzugen insgesamt leichte Golfschläger. Bei Schäften für den Driver geht es mit extrem dünnen Carbonfasern runter bis knapp unter 30 Gramm. Griffe sind um die 20 Gramm verfügbar – da ist es naheliegend, dass auch beim Kopf das ursprüngliche Gewicht von meist 200-205 Gramm reduziert wird. Der Schläger wird so weniger kopflastig und vor allem bei langsameren Schwunggeschwindigkeiten kann sich das dann angenehm „mühelos“ anfühlen. Mit weniger Kraft eine höhere Schwunggeschwindigkeit erzeugen, kann hier eine Devise sein.

Da man zum Beispiel an der Krone des Drivers (Oberseite) viel Gewicht gespart hat, lässt sich dieses in Form von Schrauben gezielt platzieren. Von einer bis teilweise vier Schrauben an der Sohle des Kopfes lässt sich dann das Grundgewicht des Kopfes beeinflussen. Die verstellbaren Schrauben wiegen dann meist zwischen 1 und 2 Gramm (Aluminium) bis hin zu 30 Gramm (Wolfram) und können je nach Hersteller in Eigenregie getauscht werden.

Rory McIlroy schaut einem Ball nach und hält seinen Schläger nach dem Durchschwung am Rücken.
Auch Rory McIlroy schwört auf Carbon Wood. Foto: AFP

Dazu dient der gleiche Schlüssel, welcher auch für das Verstellen des Loftwinkels verwendet wird. Jede:r Spieler:in reagiert anders auf eine Gewichtsänderung. Im Schnitt wird es bei einem leichten Kopf aber einfacher, den Schläger zu schließen und eine Draw-Kurve zu schlagen. Bei einem schweren Kopf verhält es sich genau umgekehrt.

Nun bleibt aber eine weitere sehr wichtige Option, nämlich die Umverteilung der Gewichtsschrauben. Schiebt man eben mal 10-20 Gramm von der Spitze in die Hacke, so kann man die Eigenschaften des Kopfes enorm beeinflussen. Hierbei gibt es ebenso ein paar einfache Regeln:

  • Mehr Gewicht in der Spitze des Kopfs reduziert die Rotation des Schlägers und arbeitet daher gegen ein Schließen à fördert also die Fade-Kurve
  • Mehr Gewicht in der Hacke des Kopfs erhöht die Rotation des Schlägers und unterstützt daher ein Schließen à fördert also die Draw-Kurve
  • Mehr Gewicht am Ende des Kopfes erhöht die Trägheit und macht ihn sehr einfach zu spielen à fördert also eine hohen Abflugwinkel mit etwas mehr Spin und gutem Komfort bei schlecht getroffenen Bällen
  • Mehr Gewicht nah an der Schlagfläche bringt den Schwerpunkt nach vorn und macht den Kopf sportlich à fördert also einen flacheren Abflugwinkel mit weniger Spin aber auch etwas weniger Kontrolle bei schlechten Treffern

In jedem Fall sollte man einen professionellen Fitter zu Hilfe ziehen, um das richtige Gesamtgewicht und auch Gewichtsverhältnis zu finden. Auch die Kombination mit einem passenden Schaft und Griff ist dann noch absolut essenziell. Auch hier gibt es Jahr für Jahr etliche neue Optionen mit dem Ziel, die Schäfte zum Beispiel leichter oder stabiler zu machen. Es bleibt zu hoffen, dass sowohl im Schaft als auch Kopf weitere Innovationen mit neuen Carbonfasern oder auch anderen Werkstoffen zu finden sein werden. Je mehr Auswahl und Varianten es gibt, desto wahrscheinlicher für den Einzelnen, den perfekten Schläger zu finden.

Titelbild: TaylorMade

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