„Was packe ich mir da eigentlich auf den Teller?“ – Interview mit Ernährungswissenschaftlerin Dr. Alexa Iwan

Dr. Alexa Iwan hält einen Golfball und einen Apfel in den Händen

Ist Wasser für dich während eines Turniers die beste Möglichkeit der Flüssigkeitszufuhr?

Das kommt drauf an. Gutes Mineralwasser ist eine super Quelle für wichtige Mineralstoffe wie z.B. Magnesium und Kalzium. Letztlich geht es auf einer Golfrunde aber darum, seinen Blutzuckerspiegel konstant im Wohlfühlbereich zu halten. Das ist wichtig für die Konzentration, denn unser Gehirn holt sich seinen Brennstoff, nämlich die Glukose, aus dem Blut. Deshalb sollten diejenigen, die auf der Runde wenig essen, versuchen, zusätzlich ein paar Kohlenhydrate ins Wasser zu befördern. Das funktioniert zum Beispiel durch den Mix aus Mineralwasser und einem Fruchtsaft — wobei das Mischungsverhältnis so gewählt werden sollte, dass das Getränk am Ende etwa vier Prozent Zucker enthält.

Zu viel Zucker ist ja bekanntlich auch nicht das Wahre. Gibt es für dich No Gos während einer Golfrunde?

Zucker ist zwar der Brennstoff unserer Zellen, sodass Bewegung überhaupt möglich ist – ein stark schwankender Zuckerspiegel ist jedoch Gift für die Konzentration und Leistungsfähigkeit. Zu viel Zucker im Blut wirkt sich also negativ aus. Gummibärchen oder Schokoriegel sind Beispiele für eine unangemessene Rundenversorgung. Wenn du allerdings an Loch 17 merkst, dass die Konzentration rapide nachlässt, es aber jetzt nochmal um alles geht, dann kann dich eine Hand voll Gummibärchen durchaus retten. Die Blutzuckerspitze, die der Zucker aus den Gummibärchen auslöst, hilft dir in diesem Moment. Und der Blutzuckerabfall, der unweigerlich danach kommt, passiert erst, nachdem du an der 18 den Putt bereits gelocht hast. Und dann ist es ja egal, denn das Turnier ist gelaufen. An den Löchern davor ist eine regelmäßige und moderate Versorgung mit Kohlenhydraten aber auf jeden Fall die bessere Variante.

Kannst du uns gute und gesunde Beispiele für Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette geben?

Zunächst ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, was man isst und wie viel der Körper davon braucht. Bananen und Getreide wie Hafer- oder Gerstenflocken liefern beispielsweise gute Kohlenhydrate. Im Alltag essen die meisten Menschen allerdings zu viele Kohlenhydrate, vor allem in Form von raffinierter Stärke und Zucker. Hier macht es Sinn, die Eiweißkomponente in unserer Ernährung etwas zu erhöhen und Kohlenhydrate einzusparen. Das kann auch für den Stoffwechsel förderlich sein. Ich bin ein großer Fan von allen gesäuerten Milchprodukten wie Joghurt, Quark und Kefir und auch Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ist ein gute Proteinquelle. Und entgegen der häufig kolportierten Meinung sind die gesättigten Fettsäuren in Milch und Milchprodukten nicht ungesund.

Dr. Alexa Iwan posiert mit Golfbällen in der Küche
Foto: Streetstyleshooters

Gibt es Nahrungsergänzungsmittel, die du neben einer ausgewogenen Ernährung empfiehlst?

Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sind die beiden Nährstoffe, die ich empfehlen würde, zu supplementieren. Das allerdings immer nur in Absprache mit dem Arzt, der anhand eines Blutbildes erkennen kann, welche Nährstoffe ggf. ergänzt werden sollten. Mitunter gibt es auch temporäre Unterversorgungen, denen man in Form von Nahrungsergänzungsmitteln entgegenwirken kann.

Worauf kann ich zuhause regelmäßig achten, damit ich mich fit für die Turnierrunde fühle?

Man sollte sich angewöhnen, zu jeder Hauptmahlzeit entweder Gemüse oder Obst zu sich zu nehmen. Beim Frühstück kann das eine große Portion an Früchten sein, beim Mittag kommt dann ein Salat dazu und abends z.B. gekochtes Gemüse. So bringt man deutlich mehr Nährstoffe in sein Leben und wirkt einer Unterversorgung entgegen. Was packe ich mir da eigentlich auf den Teller? Darüber sollte jeder ein wenig mehr nachdenken. Natürlich darf man zwischendurch auch mal sündigen, das mache ich auch, aber ich bin mir dessen stets bewusst und schaffe auch bewusst wieder einen Ausgleich.

Hast du zum Abschluss eine Motivation für unsere Leserinnen und Leser, gelegentlich bewusster an den Körper und die eigene Gesundheit zu denken?

Ich habe neulich ein Zitat gelesen, das ich sehr passend finde: „Wenn du heute keine Zeit hast, dich um deine Gesundheit zu kümmern, dann wirst du dir irgendwann viel Zeit dafür nehmen müssen, deine Krankheit zu besiegen.“

Titelbild: Streetstyleshooters

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